DAS NEUE UND GROSSE LÜGENGEBÄUDE DER MAFIA

UND IHRER GETREUEN IM HERZEN DES IMPERIUMS

 

Wie allgemein bekannt ist, sollte am 22. Februar die Verhandlung beim Bundesgericht im Süden Floridas aufgenommen werden, um nach den Gestzen, Verfahrensweisen und Mängeln des US-Rechtssystems über das Schicksal des entführten Kindes Elián González zu entscheiden. Der Vorsitzende des Gerichts, ein Mister King, zufälligerweise der schlimmste von allen, unter elf anderen "vom Computer bestimmt", war der skandalösen und nicht zu verbergenden Beziehung zur Mafia angeklagt und schließlich abgelöst worden. Den neuen verantwortlichen Richter, Mister Hoeveler, umgab ein anderer Leumund. Er galt als souverän, gewissenhaft und von methodischem Vorgehen geprägt, der sich alle Zeit der Welt nahm, um vor dem Treffen einer Entscheidung die Akten und Papiere zu lesen und zu studieren. Wenngleich für einen so dringenden Fall zu langsam, war er doch dafür bekannt, nicht erpressbar zu sein.

Informationen über die Vorstrafen und das moralische Vorleben der entfernten Verwandten, unter deren Obhut die Mafia und die US-Justiz das Kind gestellt hatten, ließen nicht auf sich warten: zwei vorbestrafte Großonkel, deren Delikte auf Alkoholismus zurückzuführen sind; zwei wegen bewaffneter Überfälle strafrechtlich verfolgte und zu langen Freiheitsstrafen verurteilte Cousins; der Sohn des Familienoberhauptes wegen Prostitutionsdelikt prozessiert und verurteilt. Und all jene Dinge, die aus dem Vorleben des nun schon berühmten und in der Achtung gesunkenen Menschen noch zu ventilieren wären, dem die Obhut des Kindes wie ein Lotteriegewinn zuteil wurde!

Dazu die US-amerikanische Öffentlichkeit, die sich mehrheitlich für die Rückführung des Kindes ausspricht.

Die Mafia war an den Punkt der Verzweiflung gelangt. Sie war auch für andere widerliche Vorkommnisse verantwortlich gewesen: das schaurige Szenarium für das Treffen Marielas und Raquels mit ihrem Enkel; die fast völlige Besetzung des Hauses und der benachbarten Einrichtungen durch Angehörige der Mafia; so grausame Akte wie die Unterbrechung des Telefongespräches zwischen Vater und Sohn; drängende und offensive Worte an Raquel; das komplette Fehlen einer Privatatmosphäre; drastische Reduzierung der vereinbarten Zeit und der urplötzliche Abbruch des Treffens; Betrug und Verrat: eine plumpe, wissentlich erbarmungslose Falle. Und noch dazu eine teuflisch perfide falsche Nonne, korrupt und der Mafia verkauft, die die humansten ethischen Prinzipien ihrer eigenen Religion verriet, um sich zur jetzigen Hauptsprecherin der Verleumdungen der Mafia zu erheben und die, ach so fromm und barmherzig, der Generalstaatsanwältin ihre Luxusvilla für das Treffen angeboten hatte.

Später dann versetzt der außerordentliche Erfolg der edlen und einfachen Großmütter bei den Treffen mit vielen einflussreichen Kongressmitgliedern der Vereinigten Staaten und mit der US-amerikanischen Presse der Mafia-Stiftung und ihren Verbündeten einen unbestreibaren Schlag, den sie mit einer grausamen Kampagne gegen Mariela zurückgeben. Diese hatte dem Volk mit der Treuherzigkeit und Redlichkeit einer einfachen kubanischen Großmutter bei einem Podiumsgespräch alle Einzelheiten erzählt, die sie in ihrer Verzeiflung unternahm, um das völlig veränderte Kind aus seiner Verschüchterung und Lethargie herauszuholen.

Das wurde von der Mafia aufgegriffen und mit wahnsinniger Heftigkeit unter Andeutung ganz niederträchtiger Beschuldigungen gegen sie verbreitet.

Der Abschaum aus Miami rannte in alle Richtungen, machte Einfluss geltend und führte Kampagnen, um sein zum Scheitern verurteiltes Vorhaben, dem entführten Kind die Staatsbürgerschaft der Vereinigten Staaten durch das Gesetz zu verleihen, zu retten. Sie holten die beiden überlebenden Erwachsenen der bereits bekannten Geschichte wieder auf die Bühne, damit sie mit der Nonne und der unfruchtbaren heute die Mutterrolle spielen wollenden jungen Wölfin die Korridore des Kapitols abklappern und an die Bürotüren klopfen, um Abgeordnete und Senatoren von der Gerechtigkeit und Güte der infamen Sache der Terroristen und Annexionisten in Miami zu überzeugen.

Eine mehr als seltsame Nonne, ein Zuhälter und eine Prostituierte in Begleitung eines Herren, der sich noch dazu und ganz zufällig Mas Santos nennt, waren die Hauptzeugen der Cuban-American National Foundation (CANF) im Kongress der Vereinigten Staaten.

Es sah ganz so aus, als hätten sie bei ihren Versuchen nichts unterlassen bis auf das Wechseln von Anwälten, die Benutzung neuer Firmen, ebenso teuer wie ihr Renommee auf dem Markt, und die Vorlage neuer Aufschub bewirkender Rechtsmittel.

So greifen sie zu einem psychologisch bedeutenden Zeitpunkt, den sie als den zweckmässigsten und exaktesten einkalkuliert haben, nur einige wenige Tage vor der Gerichtsverhandlung zu einem letzten, dem perversesten und zynischsten Mittel. Am Abend des 17. Februar umzingelten FBI-Beamte von Miami mit großem Aufsehen das Haus eines wichtigen Mitarbeiters der Immigrations- und Einbürgerungsbehörde (INS) und verhaften ihn auf spektakuläre Weise. Das ganze glich einer Aktion gegen einen geheimnisvollen Feind am Vorabend eines Atomkrieges.

Warum wurde so viel Aufsehen und Skandal gemacht?

Sehr viele und unendlich lange Meldungen vom 18. und 19. Februar gaben die Erklärung dafür ab. Fast alle meldeten, zwar mit verschiedenen Nuancen und Fassungen, doch mehr oder weniger das gleiche.

Hier ein äußerst kurzes Resümee:

"Ein hoher Beamter der Immigrations- und Einbürgerungsbehörde der Vereinigten Staaten (INS), zuständig für politische Asylbewerbungen kubanischer Dissidenten, wurde heute nach seiner Verhaftung durch den FBI von der US-amerikanischen Justiz der Spionagetätigkeit für die Regierung Kubas angeklagt.

Die US-amerikanischen Behörden klagten Mariano Faget an, nicht befugten Personen Informationen zur nationalen Verteidigung geliefert und Regierungsvertretern gegenüber falsche Aussagen gemacht zu haben.

Auf die erste Beschuldigung steht eine Freiheitsstrafe bis zu zehn Jahren und auf die zweite noch weitere fünf Jahre. 'Wir gehen davon aus, dass er in der Bundeshaftanstalt ohne Recht auf Kaution bleibt,' so Carlos Saldívar, Sonderbeauftragter des FBI.

Der Regionaldirektor des FBI, Paul Mallet, versichert, gegen Faget sei fast ein ganzes Jahr lang ermittelt worden, weigerte sich jedoch, die Gründe des Verdächtigen zu nennen, weshalb er für die kommunistische Regierung Kubas tätig war, wobei man geglaubt hatte, er sei ein Gegner dieser Regierung.

Die Personalakte des in Kuba geborenen und eingebürgerten US-Bürgers Faget weist 34 Jahre Tätigkeit im Dienste des INS aus, und den Behörden zufolge hat er den Vereinigten Staaten viele Dienste erwiesen.

Faget sei ein 'False Blue' gewesen, wie man jene nennt, die Verrat an den Vereinigten Staaten begehen.

Mallet zufolge, der davon absah, die möglichen Gründe des mutmaßlichen kurz vor der Rente stehenden Spions zu kommentieren, ist es augenscheinlich während der länger als ein Jahr währenden Ermittlungen zu keiner Geldaushändigung gekommen.

Die Staatsanwaltschaft führt an, der Verdächtige habe Kuba Informationen über die nationale Verteidigung der Vereinigten Staaten übermittelt.

Der 1960 emigrierte Faget sei Sohn des Mariano Faget, ehemals Direktor des Amtes zur Unterdrückung Kommunistischer Aktivitäten (BRAC) während der Regierung Fulgencio Batistas im Kuba der fünfziger Jahre, berichtet El Nuevo Herald."

Wie man den bis hierher wiedergegebenen Veröffentlichungen entnehmen kann, scheinen sie die Geburt eines neuen Karl Marx anzudeuten, der aus lauter Nächstenliebe freiwillig und unentgeltlich der kommunistischen Regierung Kubas Dienste leistet und der der Sohn keines geringeren als jenes Mannes ist, der in Kuba viele Jahre lang als Direktor des Amtes zur Unterdrückung Kommunistischer Aktivitäten, vom FBI während der Zeit des McCarthyismus vortrefflich ausgebildet, fungierte.

Doch die Geschichte geht weiter.

"Es wurde bekannt, dass sich Beamte des INS und des FBI im Rahmen eines Planes, Faget in die Falle zu locken, mit ihm trafen und um Unterstützung für die Fahnenflucht eines kubanischen Funktionärs baten mit dem Hinweis, die Information sei geheim.

Der Sonderbeauftragte des FBI, Paul Mallet, erklärte, Faget habe nach Beendigung des im Hotel Hilton in Miami stattgefundenen Treffens über sein Mobiltelefon einen New Yorker Unternehmer angerufen.

El Nuevo Herald identifizierte Peter Font als den 'kubanisch-US-amerikanischen New Yorker Geschäftsmann', Besitzer von Tallahassee, einer in Florida eingetragenen Firma, dessen Vizepräsident und Sekretär Faget war."

Wie anzunehmen war, informiert eine sofortige Meldung vom 18. Februar:

"Die CANF forderte heute von der Regierung der Vereinigten Staaten eine umfassende Ermittlung zur Rolle eines hohen Beamten der Immigrationsbehörde, der der Spionagetätigkeit für die Regierung Kubas im Falle des schiffbrüchigen Kindes Elián González angeklagt ist.

Der Präsident der CANF, Jorge Mas Santos, mit Sitz in Miami äußerte, das Justizministerium der Vereinigten Staaten habe, solange die Ermittlungen gegen den Bundesaufsichtsbeamten des INS, Mariano Faget, laufen, von den Absichten der Rückführung des Kindes nach Kuba Abstand zu nehmen.

Die Anwälte von Lázaro González, dem Großonkel des kubanischen Jungen Elián González, baten am Freitag die Generalstaatsanwältin der Vereinigten Staaten, Janet Reno, nach der Verhaftung eines der Spionage für die kubanische Regierung angeklagten hohen Beamten des INS, die Entscheidung der Immigrations- und Einbürgerungsbehörde zum Einverständnis zur Rückkehr nach Kuba einer erneuten Prüfung zu unterziehen."

Woher nimmt er die Angaben, und auf welche Tatsachen stützt sich der Direktor des FBI in Miami für diese lächerliche Geschichte?

Auch hierzu eine sehr kurze Zusammenfassung.

Die Interessenvertretung Kubas in Washington, speziell der Konsul und seine beiden Stellvertreter haben aus arbeitstechnischen und diversen anderen Gründen alljährlich Verbindung zu mehr als 100 000 in den Vereinigten Staaten ansässigen Bürgern kubanischer Herkunft, von denen viele unser Land jedes Jahr mit kubanischem oder US-amerikanischem Reisepass besuchen. Außerdem werden unzählige Kontakte zu politischen Persönlichkeiten, Intellektuellen, Führungspersönlichkeiten religiöser Vereinigungen und Solidaritätsgruppen gepflegt. Unter ihnen steigt die Zahl der Geschäftsleute und Unternehmer, die die Aufhebung der Blockade wünschen, und das mit fast noch stärkerem Enthusiasmus als ihn einige US-Amerikaner gegenwärtig beim Erwerb von Grundstücken auf dem Mond und dem Mars zeigen. Sie sprechen davon, dass sie künftig in Kuba investieren und mit dem Land Geschäfte abschließen wollen.

Personen für Spionagetätigkeit anzuwerben, war weder vorstellbar noch wurde dieses von Mitarbeitern unserer Interessenvertretung in Washington getan. Vom Tag der Gründung dieser Vertretung an, die unter der Regierung Carter vor bereits mehr als 22 Jahren erfolgte, wurden das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten, das Ministerium des Innern und die Organe der kubanischen Staatssicherheit angewiesen, keine diesbezügliche Tätigkeit über die Vertretung zu realisieren noch für diesen Dienst typische Methoden in den Beziehungen zu Einrichtungen und Bürgern jenes Landes anzuwenden. Der Präsident des Staatsrates Kubas hat sich persönlich um die strikte Einhaltung dieser von ihm vorgegebenen Politik gekümmert. Beständig hat er sogar die Ernennung der Mitarbeiter der Vertretung kontrolliert, von denen viele auf diesem Gebiet bereits Erfahrung hatten, denn diese ist für die heikle diplomatische und politische Aufgabe unerlässlich, die sie in einem so feindlichen Umfeld, wie es Washington ist, zu realisieren haben. Die vorgegebene Politik wurde ohne auch nur eine einzige Ausnahme verfolgt.

Wir waren uns absolut sicher, dass die Vereinigten Staaten in ihrer Interessenvertretung genau das Gegenteil tun würden, und vorausschauend wollten wir ein Maximum an Moral bewahren, um gegen solche Aktivitäten angehen zu können.

Deshalb begannen die kubanischen Behörden - obwohl wir nicht den geringsten Zweifel an der Unrichtigkeit der gegen unsere Interessenvertretung hervorgebrachten Beschuldigungen hegten - sofort nach Bekanntgabe der ungewöhnlichen Meldung sowohl bei der Interessenvertretung als auch bei den Organen der Staatssicherheit mit Nachforschungen, um zu erfahren, was sie über den Angeklagten des INS wussten, ob sie ihn kannten oder mit ihm Kontakt hatten und, für den letztgenannten Fall, wann und unter welchen Umständen.

Hier nun die Ergebnisse, die wir - notwendigerweise in Kurzform - mit der unsere Interessenvertretung in jenem Land kennzeichnenden Transparenz wiedergeben.

Der Genosse Fernando Ramírez, Chef unserer Vertretung, und der Vizekonsul Molina trafen sich im Dezember 1998, ganz und gar informell, im Rahmen eines intensiven Programms in Connecticut mit einer Gruppe kubanisch-amerikanischer Unternehmer, unter denen auch ein Kolumbianer war.

Das Treffen wurde von einem wohlhabenden Unternehmer, Pedro Font, Vorsitzender der Firma Global Media Distribution Inc. mit Sitz in New York, organisiert. Dieser Unternehmer wurde, wie sich gezeigt hat, in öffentlichen Stellungnahmen erwähnt. Zu dem Treffen war auch Herr Faget eingeladen, der die Tatsache nicht verbarg, dass er Beamter der Einwanderungsbehörde war. Dem wurde von keinem der kubanischen Diplomaten irgendeine Bedeutung beigemessen. Die Tatsache, dass er Beamter war, stand nicht im Widerspruch zu seiner Teilnahme an einer Versammlung von Unternehmern. In den USA ist es ganz normal, gleichzeitig Unternehmer und Beamter zu sein.

Im Februar und Mai traf sich Vizekonsul Molina erneut mit Faget in Miami, nachdem er ihn Zuhause angerufen hatte. Das Treffen fand in den Lobbies des Hilton- und des Sofitel-Hotels in Miami statt. Er erzählte Molina zum ersten Mal, dass er Sohn einer bekannten Person namens Mariano Faget sei, der in der Regierung von Batista eine wichtige Rolle gespielt hatte.

Die drei Treffen von kubanischen Vizekonsulen mit Faget in Miami fanden öffentlich, im Rahmen von Reisen nach Florida statt, bei denen sie mit zahlreichen Personen zusammentrafen, immer offen und öffentlich, und kein einziges Mal geheim oder in einem konspirativen Rahmen. Die Vizekonsule verletzten keine Gesetze und waren sich auch nicht dessen bewusst, dass das Verhalten von Faget in seinem Amt einen Verstoß oder etwas Anormales darstellte. Sie haben ihn nie nach vertraulichen Informationen über seine Behörde gefragt, deren Aufgaben nichts mit der Verteidigung und Sicherheit der USA zu tun haben, sondern vielmehr mit den alltäglichen Problemen der Einwanderung, der legalen und illegalen Ein- und Ausreise von Kubanern. Jeden Monat reisen mehr als 10 000 Bürger kubanischer Herkunft mit Wohnsitz in den USA nach Kuba und kehren in jenes Land zurück. Gemäss dem Migrationsabkommen erhalten jährlich mindestens 20 000 Kubaner das Recht auf ständigen Wohnsitz in den USA.

Alle Themen, die sie behandelten, hatten mit den Reisen, dem Migrationsabkommen, den mit der illegalen Einwanderung verbundenen Problemen oder Ähnlichem zu tun. Ein Vizekonsul erinnert sich daran, dass Faget bei einem der Treffen sagte, seine Behörde in Miami sei angewiesen, behutsam vorzugehen, um das Migrationsabkommen nicht zu gefährden. Er ging noch weiter: Bei einer Gelegenheit erklärte er warnend, die USA seien bestens auf eine Massenauswanderung vorbereitet. Gelegentlich sprach er von Dingen persönlicher Art, wie seine bereits erwähnte Abstammung. Ein anderer der Vizekonsule erinnert sich daran, dass er einmal von seinem Wunsch sprach, nach Kuba zu reisen, aber er machte sich wegen seines Beamtenstatus Sorgen und erwähnte dann gewöhnlich seine Absicht, binnen einiger Monate in den Ruhestand zu gehen.

Er hat nie ein Geschäft vorgeschlagen noch vertrauliche Informationen angeboten. Weder Molina noch Imperatori haben ihm gefragt oder gar vorgeschlagen, für Kuba tätig zu werden, und sie haben erst recht nicht angedeutet, ihn als Agenten werben zu wollen. Das wäre schlicht dumm gewesen und hätte außerdem den Gesprächspartner verletzt, den sie immer mit dem gebührenden Respekt behandelten. Die wenigen Telefongespräche zwischen Faget und der Interessenvertretung wurden alle über die offiziellen Telefone unserer Vertretung geführt, die mehr als jedes andere Telefon in Washington von den zahlreichen Geheimdiensten der USA gecheckt und kontrolliert werden. Niemand würde diese Kommunikationsmittel für Spionagezwecke einsetzen. Worin besteht das Vergehen oder illegale Verhalten unserer Diplomaten?

Mit der Kommunikation zwischen Faget und Pedro Font hat unsere Interessenvertretung nichts zu tun. Wir wissen nur, dass er einmal sagte, Font sei ein enger Freund aus der Kindheit, mit dem er die Möglichkeit untersuche, in Kuba zu investieren, wenn sich die Beziehungen normalisiert hätten. Kann man auf dieser Grundlage das skandalöse Machwerk konstruieren und vor dem Volk der Vereinigten Staaten und der ganzen Welt verbreiten, ein hoher Beamter des INS sei ein kubanischer Spion?

Wirklich seltsam und erstaunlich ist, dass die in Miami ansässigen Beamten des FBI und des INS ein Jahr nach den angeblichen Verdächtigungen dieses Beamten des INS, am 11. Februar – das heißt, genau 11 Tage vor der entscheidenden, von einem unnachgiebigen Richter anberaumten, Gerichtsverhandlung im delikaten Fall der Entführung von Elián - beschlossen, das zu tun, was sie taten: Sie stellten einem Mann, der in Einwanderungsfragen eine Schlüsselposition bei einer so wichtigen Behörde wie der Immigrations- und Einwanderungsbehörde inne hat, und der eine entscheidende Rolle bei der Anerkennung der Rechte des Vaters gespielt hat, eine plumpe Falle, indem sie ihm die angebliche Desertion eines Diplomaten der kubanischen Interessenvertretung in Washington mitteilten.

Der Regierung der USA ist die unumstößliche Tatsache bekannt, dass unsere Interessenvertretung in jenem Land keine Geheimdiensttätigkeit ausübt.

Wie anders ist dagegen das, was mit ihrer Interessenvertretung in Kuba (SINA) geschieht! Die Agenten der CIA, deren auserwählter Chef und wohlgenährte Truppe uns von Kopf bis Fuß aufs Beste bekannt sind, gehen ihrer Aufgabe so professionell wie möglich nach und spionieren alles auf jede mögliche Art und Weise aus: unsere Landesverteidigung, unsere Sicherheitsmechanismen, unsere Verwaltung, unsere Politik, unsere Wirtschaft, unsere Industrie, unsere Landwirtschaft, unsere Wissenschaft, das Gesundheitswesen, die persönlichen Eigenschaften und Aufenthaltsorte unserer Führungspersönlichkeiten und Kader, alle Einzelheiten, die ihren Plänen der Destabilisierung und ihren nie aufgegebenen Projekten zur Zerstörung der Revolution dienen können.

Weitere Fachleute aus verschiedenen Bereichen versuchen gemeinsam mit Agenten der CIA mit den unterschiedlichsten Sektoren des Landes Kontakte herzustellen, um an Informationen zu kommen, werben Spione und Agenten jeder Art an, bilden Kleingruppen, stellen wirtschaftliche Mittel zur Verfügung, geben Kurse und lancieren politische Losungen. Sie nehmen auf subversive Art an öffentlichen Veranstaltungen teil, fördern konterrevolutionäre Tätigkeiten, die Mißachtung der Gesetze und jede mögliche Unordnung. Sie koordinieren die Aktivitäten ihrer winzigen und ständig gespaltenen Gruppen, ermuntern und rechtfertigen sie, verschaffen ihnen Öffentlichkeit und rühmen sie auf internationaler Ebene.

In den Einrichtungen der Interessenvertretung und Wohnhäusern ihrer obersten Anführer organisieren sie Treffen von bis zu Dutzenden ihrer Angestellten, um sie aufzumuntern und zu schulen. Sie sabotieren alle Besuche von US-Delegationen und -Persönlichkeiten in Kuba, von denen sie verlangen, sich mit den für sie arbeitenden Anführern zu treffen. Sie liefern ihnen verzerrte Berichte über das Land und belegen so viel Zeit wie möglich.

Unter dem Vorwand der Prüfung der Erfüllung des Migrationsabkommens, schnüffeln sie im ganzen Land herum, machen neue Kontakte und mehr als beobachten, konspirieren sie in ihrem Umfeld. Sie stimmen ihre Aktivitäten auch mit bestimmten Botschaften von verbündeten Ländern ab, die sich zur Kooperation an ihren perfiden Plänen hergeben.

Wenn wir von ihrer Interessenvertretung in Kuba verlangen würden, die Beamten, die aktiv an illegalen und in keiner Weise diplomatischen Handlungen teilnehmen, abzuziehen, blieben nur sehr wenige oder gar kein Diplomat in dieser Einrichtung.

Das Hauptgebäude der Interessenvertretung der USA ist voller hoch spezialisierter Abhör-, Spionage-, Nachrichten-Dechiffrier- und Kommunikationsabhörgeräte. Niemand kann davor sicher sein, dass Handys oder Funktelefone, und sogar Telefonate über in der Erde oder frei verlegte Kabel von dort aus nicht abgehört werden. Von diesem Gebäude aus kann sogar eine groß angelegte militärische Operation gegen unser Land durchgeführt werden.

Die Angehörigen unserer Interessenvertretung in Washington tun absolut nichts dieser Art. Wie können sie so unglaublich unehrlich sein, dass sie eine derartige Lüge gegen Kuba erfinden?

Ein neues Abenteuer, ein neuer großer Fehler. Wir werden sehen, wie sie die Anschuldigung aufrecht erhalten können.

Wenn sie beweisen könnten, dass ein Angehöriger unserer Interessenvertretung einen Beamten des INS als Agenten für Kuba angeworben hat, wären wir nicht nur dazu bereit, ihn umgehend abzuziehen, sondern auch, ihn vor unseren Gerichten wegen schweren und kompromittierenden Verstössen anzuklagen.

Wir schlagen der Regierung der USA erneut vor, die Sache vor einem US-Gericht auszutragen, anstatt den Diplomaten unserer Interessenvertretung auszuweisen.

Zu den Ereignissen können drei Hypothesen aufgestellt werden:

1. Hypothese: Ausgehend von der geschilderten Vorgeschichte, wollten sie am Vorabend des Gerichtsverfahrens eine spektakuläre Show veranstalten, wobei sie einen kurz vor dem Ruhestand stehenden Beamten, von dem sie versichern, er habe während 34 Jahren dem Land große Verdienste erbracht, opfern und damit eine grobe Ungerechtigkeit an ihm begehen.

2. Hypothese: Der Beamte wurde beauftragt, einen scheinbar normalen Kontakt mit irgend einem Angehörigen unserer Interessenvertretung herzustellen, damit sie dies jederzeit für eine große Provokation benutzen können.

3. Hypothese: Eine groß angelegte Konspiration gegen höhere Stellen der Regierung, angestrengt von der kubanisch-amerikanischen Mafia mit der Komplizenschaft korrupter Beamter des FBI und des INS in Miami.

Nun, unabhängig davon, welche dieser drei Hypothesen zutrifft, steht fest, dass sie, anstatt einer Richtigstellung mit allen Mitteln versuchen werden, ihn zu der von ihnen gewünschten Aussage zu zwingen. Auch wenn er unschuldig sein sollte, werden sie seine Verbindung mit dem kubanisch-amerikanischen Unternehmer aus New York und eine eventuell vorgefallene Indiskretion vor diesem zum Vorwand nehmen, oder ihm schlicht mit negativen Auswirkungen auf seinen Ruhestand und seine unternehmerischen Vorhaben drohen. Bleibt abzuwarten, was mit seinem Freund Peter Font geschieht.

Die plumpe Lüge beunruhigt uns in keiner Weise. Sie haben erneut einen großen Fehler gemacht und werden schön dumm dastehen.

Zum Schluss noch etwas sehr Eigenartiges. Nach Meldungen von gestern Abend, die heute bestätigt wurden, hat der ernste und unnachgiebige Richter, der den Schlaf und die Ruhe der mächtigen und terroristischen Mafia in Miami störte und sie mit Angst erfüllte, weniger als 36 Stunden vor der Verhandlung vor dem Bundesgericht eine scheinbare Hirnblutung erlitten. Dies erinnert an etwas, das anlässlich des Attentats an John F. Kennedy geschehen war: Auf dem Polizeirevier erschoss jemand den Verdächtigen, der weiß Gott welche Geheimnisse mit ins Grab nahm.

Dem Richter Hoeveler wünschen wir eine baldige Genesung. Ein neuer Richter wird, wie verlautbart wird, bald durch den "sicheren und unparteiischen Computer ernannt werden, um das Verfahren zu Ende zu führen. Es sollte aber besser eine gründliche Untersuchung durchgeführt werden. Die Mafia hat von ihren Lehrern viel über die Kunst des Tötens auf die verschiedensten Weisen gelernt, hat überall viele Komplizen und vor allem viel Geld. Handelt es sich vielleicht nur um einen Riesenzufall? Zumindest könnte man sagen, dass so viele faule Tricks, so viel Druck und so viel Dreck aus der Kloake von Miami bei ihm zu einer Hirnblutung geführt haben.

Tatsache ist, dass wir uns kaum 48 Stunden nach dem Schwur von Baraguá dazu gezwungen sahen, mit der beeindruckenden und kämpferischen Demonstration gestern unseren ersten siegreichen Kampf zu liefern.

 

22. Februar 2000