HEUTE TREFFEN SICH DIE GROSSMÜTTER ELIANS MIT DEM KIND IN MIAMI



Gestern berichtete die Granma, die Grossmütter Eliáns seien zur Rückkehr nach Miami bereit, um sich mit dem Kind zu treffen, vorausgesetzt das von der Staatsanwaltschaft und der Immigrations- und Einbürgerungsbehörde (INS) erarbeitete Programm werde strengstens gewährleistet. Wir fügten unmittelbar hinzu, da am selben Montag, den 24. Januar, nachdem die erste geplante Zusammenkunft an der Unnachgiebigkeit des Grossonkels gescheitert war, jene Behôrde informierte, es habe eine Klage vor einem Bundesrichter eingebracht, der veranlassen würde, dass der Junge für das den Grossmüttern versprochene Treffen dem INS zur Verfügung gehalten werde.

Tatsächlich sandte das INS durch den ausübenden Beauftragten für Geschäftstätigkeit Michael A. Pearson ein Schreiben an die Mafia-Anwälte Linda Osberg-Braun, Roger A. Bernstein und Spencer Eig. Es macht sich erforderlich, seinen Inhalt mit unvermeidlicher Ausführlichkeit wiederzugeben:

"Wie Ihnen bekannt ist, waren die Grossmütter von Elián González, Raquel Rodríguez und Mariela Quintana, kürzlich zum Gespräch bei der Generalstaatsanwältin des Landes und der Sonderbeauftragten Meissner. Bei dieser Zusammenkunft brachten sie ihren brennenden Wunsch zum Ausdruck, vor ihrer Abreise aus den Vereinigten Staaten Elián an einem neutralen Ort allein zu besuchen. Sie baten die Generalstaatsanwältin und die Sonderbeauftragte um ihren Beistand für das Zustandekommen dieses Besuches; und vermittels Gesprächen mit Ihnen und mit anderen hat das State Departement versucht, diese Bitte umzusetzen.

Wie Ihnen bekannt ist, waren in Miami einige nicht zum National Council of Churches gehörende führende Persönlichkeiten der Kirche bereit, der Familie für diesen gestrigen Besuch ein kirchliches Anwesen zur Verfügung zu stellen. Das Anerbieten einer Einrichtung erfolgte jedoch vorbehaltlich der Bekundung durch Lázaro González und die Grossmütter, dass sie an der Benutzung dieses Ortes als pastorale Umgebung für ein Familientreffen (das Treffen von Mariela und Raquel mit dem Jungen) interessiert sind. Die Grossmütter bekundeten diese Bereitschaft, doch Lázaro González brachte durch Ihre Vermittlung seine Ablehnung klar und deutlich zum Ausdruck. Die Immigrations- und Einbürgerungsbehörde (INS) räumte Lázaro González die Möglichkeit ein, einen anderen neutralen Ort vorzuschlagen. Herr González lehnte dieses ab und liess durch Sie wissen, dass er mit einem Treffen an einem neutralen Ort nicht einverstanden ist. Später dann sprachen die Grossmütter, soweit uns bekannt ist, nach ihrer Ankunft in Miami gestern nachmittag per Telefon mit Lázaro Gonzáles und baten ihn, den Besuch bei Elián im Haus des Bruders von Herrn González (Manolo) stattfinden zu lassen. Erneut sagte Lázaro González den Grossmüttern mit aller Deutlichkeit, sein Haus sei der einzige Ort, an dem er ihren Besuch bei Elián gestatte.

... die Grossmütter brachten unmissverständlich zum Ausdruck, dass es ihnen nicht angenehm wäre, ihren Enkel im Haus von Lázaro González zu besuchen. Die Grossmütter haben dem State Departement und dem INS gegenüber wiederholt geäussert, wie sehr sie ihren Enkel vermissen, zu dem sie in einem sehr engen Verhältnis standen, und dass sich ihre Bedenken, nach Miami zu reisen - wozu sie auch ein zweites Mal bereit sind - zu dem einzigen Zweck, Elián zu besuchen, zerstreuten.

Um abzusichern, dass Elián die Möglichkeit hat, eine Weile allein mit seinen Grossmüttern zu sein, sieht sich das INS gezwungen, Lázaro González anzuordnen, Elián für einen Besuch bei seinen Grossmüttern im Hause der Ordensschwester Jeanne O'Laughlin, 4745 Pine Tree, Miami Beach, Florida, am Mittwoch, den 26. Januar um 16.00 Uhr verfügbar zu haben. Schwester O'Laughlin ist Präsidentin der Barry-Universität, einer Einrichtung des Dominikanerordens. Ihr Wohnsitz ist umzäunt und gewährleistet Sicherheit."

Die nun folgenden Ausführungen des Schreibens beziehen sich auf die Vorteile dieses Wohnsitzes. Danach heisst es:

"Elián hielt sich vorübergehend auf Ehrenwort in den Vereinigten Staaten auf." Es folgt eine Aufzählung der entsprechenden gesetzlichen Regelungen dazu, und es heisst weiter:

"Diese Verfügungen befugen den Distriktsdirektor des INS, an Eliáns Freiheit auf Ehrenwort Bedingungen zu stellen. Vermittels vorliegendem Schreiben wird zugestellt, dass sich Distriktsdirektor Wallis mir anschliesst in der Forderung - als Bedingung dafür, dass Elián seinen Auf-Ehrenwort-Status bis auf spätere Prüfung beibehält -, wonach die Verwandten Eliáns in Miami die Anwesenheit Eliáns am Wohnsitz von Schwester Jeanne O'Laughlin am Mittwoch, den 26. Januar um 16.00 Uhr zu gewährleisten haben, damit er seine Grossmütter besuchen kann. Wir bitten Sie, zwecks Bestätigung Kontakt mit Bob Wallis, (305) 762-3405, aufzunehmen sowie ihm die Namensliste der Personen zu bestätigen, die Elián zum Wohnsitz begleiten dürfen."

Anschliessend verweist das Schreiben:

"Bei Ausbleiben der Kontaktaufnahme bis 15.30 Uhr des heutigen Tages wird dieses als Ablehnung des Zutritts Eliáns zu dem Treffen und als Verletzung der bedingten Freiheit Eliáns interpretiert."

Dieses Schreiben wurde gestern in der Presse veröffentlicht. Mit völliger Gewissheit haben es die Mafia-Anwälte durchsickern lassen. Die Folge war, dass bereits Reporter um den Ort herumstrichen und Mafia-Elemente vom Organisieren öffentlicher Manifestationen sprechen.

Der Ort der Zusammenkunft der Grossmütter mit dem Jungen wird bereits nicht mehr vertraulich behandelt, und das ist ausserordentlich wichtig vor allem im Dade County, wo sich das zu unrecht als Little Havana bezeichnete Viertel befindet.

Was war gestern abend den Grossmüttern und dem Rat der Kirchen über das neue Treffensprojekt des INS bekannt?

Einige wenige Aspekte.

Erstens: Die Grossmütter dürfen um die Personen bitten, die sie auf die Reise, doch nicht unbedingt zu dem Treffen begleiten. Ein Hubschrauber wird sie vom Flugplatz zum Ort des Treffens bringen.

Zweitens: Bei dem Treffen werden nur die beiden Grossmütter und der Junge zugegen sein. Es wird zwei Stunden dauern.

Drittens: Eine Nonne bringt das Kind von dem Ort, an dem sich die in Miami ansässigen Angehörigen befinden, zu den Grossmüttern.

Viertens: In dem Raum werden die dem Treffen entsprechenden Bedingungen, einschliesslich Spielsachen und etwas zu essen, vorhanden sein.
 
 

Neben der bedauernswerten Tatsache, dass das Schreiben des INS an die Mafia-Anwälte verbreitet wurde, war darin ausserdem noch ein Satz enthalten, der dem Vater, den Grossvätern und sonstigen Angehörigen Eliáns in Kuba Anlass zur Besorgnis gab: Der Grossonkel und Hauptkomplize der Entführung sollte "die Namensliste der Personen bestätigen, die Elián zum Wohnsitz begleiten dürfen".

Es handelte sich um die gesamte Verwandschaft des Grossonkels, die mit der Mafia in Verbindung steht.

Sie wussten um den Widerwillen und die Abneigung der Grossmütter gegen eine Zusammenkunft mit jenen, die als Hauptschuldige daran, dass das entführte Kind in die Hand der Cuban-American National Foundation gespielt wurde, Elián misshandelt und sie selbst sowie die beiden Grossväter beleidigt haben bei jedem Versuch, sie zu bewegen, ihnen das Kind zurückzugeben.

El Nuevo Herald schreibt in der Morgenausgabe: "Die Angehörigen bleiben im Erdgeschoss des Hauses, und Elián wird von der Nonne zu dem Raum gebracht, in dem die Zusammenkunft mit seinen Grossmüttern stattfindet.

"Elián will seine Grossmütter jetzt nicht sehen, denn er hat Angst, dass sie ihn nach Kuba zurückbringen", sagte die Cousine des Minderjährigen, Marisleydis, vor mehreren dutzend Journalisten.

Hieran sieht man, wie sie Einzelheiten, die Eliáns Grossmüttern nicht einmal bekannt sind, kennen und verbreiten.

Vor Redaktionsschluss der Granma sandten der Vater, die Grossväter und die Urgrossmutter den Grossmüttern folgende Botschaft:

"Mariela und Raquel!

1. Man bringt euch am Morgen ein Handy. Wir werden euch eine Stunde nach Beginn des Treffens mit dem Jungen anrufen. Wenn wir es nicht schaffen, uns um diese Uhrzeit mit euch in Verbindung zu setzen, ruft ihr uns an. Denn wir wollen mit dem Jungen dort sprechen, wo er zusammen mit euch absolut frei ist.

2. Die Pfarrer, so wie es das andere Mal ebenfalls versprochen wurde, sollen sich im gleichen Haus in einem Nebenzimmer des Raumes aufhalten, in dem ihr mit dem Jungen sein werdet.

3. Bittet sie um eine zusätzliche Stunde, die ihr braucht, damit der Junge mit jedem von uns einige Minuten sprechen kann.

4. So wie es auch das andere Mal versprochen wurde, dürfen weder Lázaro noch irgend ein anderer der Verwandschaft sich in dem gleichen Haus aufhalten, in dem ihr mit dem Jungen seid. Auch darf es weder Kameras, noch Manifestationen, noch Zirkus geben.

5. Akzeptiert unter keinen Umständen ein Treffen oder sonstigen Kontakt zu Lázaro, der Tochter und all jenen Verwandten, die die Entführung des Jungen unterstützt haben. Ihr dürft euch ausschliesslich mit Manolo und América (seiner Ehefrau) treffen.

6. Gleich nach Beendigung eures Treffens mit dem Jungen kehrt ihr, wie vorgesehen, nach Washington zurück, um euch mit der grösstmöglichen Anzahl von Kongressmitgliedern zu treffen; um sie zu bewegen, keinerlei Gesetz zu unterstützen, das Elián die Staatsbürgerschaft der Vereinigten Staaten oder die ständige Aufenthaltsberechtigung zuerkennt; denn beide Massnahmen bezwecken, das INS von dem Fall fernzuhalten und die Lösung des Problems ins Unendliche hinauszuschieben.

Grüsse

Juan Miguel, Juanito, Rolando, Ramona (die Urgrossmutter)

Man weiss nicht, wie die Antwort des INS ausfallen wird. Doch es gibt überhaupt keinen Zweifel daran, dass die Grossmütter Eliáns mit der völligen Unterstützung ihrer lieben Angehörigen und unseres ganzen Volkes heute um 11.00 Uhr nach Miami reisen, wenn die Wetterbedingungen in Washington den Flug erlauben. Sie haben bewiesen, dass sie fähig sind, sich mit unübertrefflicher Würde und Mut über alle Hindernisse hinwegzusetzen.
 
 

(Leitartikel der Tageszeitung Granma vom 26. Januar)