Podiumsgespräch „Die kubanischen Intellektuelle und Künstler gegen den Faschismus", welches am 14. April 2003, im „Jahr der ruhmreichen Jahrestage von Martí und der Moncada", in den kubanischen Fernsehenstudios durchgeführt wurde.

(Stenographische VERSION – Staatsrat)

Randy Alonso.- Recht guten Tag, geehrte Zuschauer y Zuhörer! In für die Menschheit dramatischen und äußerst gefährlichen Augenblicken, wo der Faschismus mit der Absicht, seine brutale Herrschaft auf dem ganzen Planet auszuüben, wiedererscheint, haben die kubanischen Intellektuellen und Künstler zur Gründung einer internationalen antifaschistischen Front aufgerufen.

An diesem Nachmittag führen wir das Podiumsgespräch „Die kubanischen Intellektuellen und Künstler gegen den Faschismus" durch, zu dem mich hervorragende Figuren unserer Kultur begleiten.

An diesem Nachmittag befinden sich im Podium der Genosse Carlos Martí, Dichter und Präsident des kubanischen Schriftsteller- und Künstlerverbandes (UNEAC); Roberto Fernández Retamar, Dichter, Essayist, Nationalpreis für Literatur und Präsident von Casa de las Américas (Amerikahaus).

Wir haben auch die Ehre der Anwesenheit von Pablo Armando Fernández, Dichter, Romanschriftsteller, kubanischer Schriftsteller und Intellektueller und Nationalpreisträger für Literatur; Julio García Espinosa, einer unserer hervorragendsten Filmschaffenden, Direktor der Internationalen Filmschule von San Antonio de los Baños; Eliades Acosta, Historiker, kubanischer Intellektueller und Direktor der Nationalbibliothek „José Martí" und Fernando Martínez Heredia, einer unserer bedeutendsten Essayisten, Präsident des Lehrstuhls „Gramsci" des Zentrums „Juan Marinello" des Kulturministeriums.

Verschiedene Persönlichkeiten der kubanischen Kunst und Intelligenz befinden sich bei uns im Studio; Genossen aus dem Wissenschaftspol, des Ministeriums für Tourismus, Kinder aus der Theater-Enssemble „La Colmenita" und besonders leistet uns heute nachmittag Abel Prieto, Minister für Kultur unseres Landes, Gesellschaft.

(Es werden Videoabschnitte zum Thema gezeigt)

Randy Alonso.- Der Nationalrat des UNEAC, der am Sonnabend und Sonntag in der kubanischen Hauptstadt tagte, gab eine Erklärung bekannt, mittels der er zur Gründung einer antifaschistischen Front aufrief.

Carlos Martí, warum dieser Aufruf der kubanischen Intellektuellen, wie ist das entstanden, auf welche Grundlagen stützt sich dieser Aufruf der Intellektuellen und Künstler von Kuba.

Carlos Martí.- Dieser Aufruf ist zu dem Zeitpunkt, den wir jetzt erleben, wirklich unerläßlich. Es ist ein äußerst schwieriger Augenblick für unser Land und, selbstverständlich, auch für die Menschheit überhaupt, besonders da eine neofaschistische Maschinerie ausgelöst wurde, die jetzt die Beute aus dem Raubkrieg gegen das Volk von Irak einzieht, das heißt, es hatte sich unbedingt erforderlich gemacht, daß wir uns trafen, daß wir über den aktuellen Zeitpunkt nachdachten und zum Schluß zu so zu einem Dokument kamen, wie dieses, welches dort vom Nationalrat bestätigt wurde, und das wir der ganzen Welt lancieren werden.

Ich möchte einige der wesentlichen Aspekte dieses Dokumentes erwähnen und die Überlegungen, die wir, Schriftsteller und Künstler, angestellt haben.

Erstens, ist darauf hinzuweisen — wie es im Dokument erklärt wird — daß dieser Neofaschismus weltweite Absichten hat, und das Gefährliche ist, daß er weder bewaffnete Gegner hat, noch es eine Schutzmauer oder irgendeine Kraft, die ihn bremsen kann, gibt. Darüber hinaus hat er eine zerstörende Gewalt, die in der Lage ist, ein Land in Minuten zu vernichten. Das ist ein erster Aspekt, worauf das Dokument hinweist.

Der zweite Aspekt, den ich hervorheben möchte, ist, wie das Interventionskonzept, das seitens der USA aufgezwungen wird, sämtliche Vereinbarungen im Bereich des Völkerrechts verletzt und beabsichtigt, die unverzichtbaren Prinzipien der Souveränität und Selbstbestimmung der Völker zu beseitigen.

Unser Volk konnte mit aller Klarheit sehen, wie der Krieg trotzt fehlender Zustimmung der UNO aufgezwungen wurde. In dem Dokument wird auch bestätigt, daß heute der unheilvolle Ersatz der Herrschaft des Gesetzes durch das Gesetz des Imperiums vorhanden ist. Das ist eine sehr wichtige Erklärung, die in dem in im Frage kommenden Dokument enthalten ist.

Ein dritter Aspekt ist die Propagandamaschinerie, die entfesselt wurde, das heißt, die Kraft der Medien. Alle modernen Medien in der Funktion, die Angreifer als „befreiende Kräfte", oder als „Koalition" —ein Wort mit gewissem Adel— darzustellen, und zu versuchen, einen scheinbar„demokratischen" Standpunkt aufzuzwingen, bzw. anzukünden, wo sich in Wirklichkeit der brutalste Genozid durchgesetzt hat. Das ist keine Koalition. Das sind einfach die Kräfte des Imperiums, die einseitig diesen Angriff gegen das irakische Volk ausgelöst haben.

Wie bekannt, überflutet dieses Maschinerie täglich den Planeten, wobei die Botschaft der Überlegenheit der USA und die ihnen beigemessene Messias-Rolle wiederholt wird. Selbstverständlich wird dies mit einer Vorstellung ergänzt, die uns in der Dritten Welt, das heißt, alles, was nicht USA ist, in den Anderen verwandelt, in eine Karikatur. Das ist tatsächlich Bestandteil dieser neofaschistischen Maschinerie, die nach und nach ausgelöst wurde, und die mit dem Krieg in Irak in die Praxis umgesetzt wurde.

Trotzt des riesigen Einfluß der Medien hat sich ein kriegsgegnerischen Bewußtsein den Weg gebahnt, und wir haben jeden Tag durch die Podiumsgespräche und durch die bekanntgegebenen Informationen gesehen, wie es diesem kriegsgegnerischen und antimperialistischen Bewußtsein gelungen ist, die Völker zum Aufstehen zu bewegen, wir sehen große Kundgebungen überall auf der Welt, und gerade der intellektuelle Sektor ist auch in Bewegung geraten.

Das Manifest „Nicht in unserem Namen", welches die wichtigsten Intellektuellen der USA unterschrieben haben, ist ein Beweis dafür.

Es ist auch gerecht, daran zu erinnern, daß wir in dieser ganzen Zeit, in der wir gegen den Krieg gearbeitet und versucht haben, über dieses neofaschistische Phänomen nachzudenken, ganz genau unterschieden haben, daß eine Sache die US-Regierung ist, die auf diese Weise handelt, und eine andere das Beste der US-amerikanischen Kultur und sein Volk. So erinnern wir daran, wie der UNEAC am 4. Juli vorigen Jahres die US-amerikanische Unabhängigkeit gefeiert hat, und damit versucht wurde, zwischen der imperialistischen Regierung, der neofaschistischen Maschinerie und der große US-amerikanischen Kultur zu unterscheiden, die gerade von denen vertreten wird, die das Dokument „Nicht in unserem Namen" unterschrieben haben. Es handelt sich also um mehrere Handlungen, die in Angriff genommen wurden.

Ich kann ebenfalls erwähnen, daß wir, als der Krieg begann, einen Workshop mit dem Titel „Nein zum Krieg" im Stammsitz des UNEAC und in den Provinzen durchgeführt haben, und daran nahmen Schriftsteller und Künstler teil, die ihre den Krieg verurteilenden Meinungen geäußert und zusammen mit der dort versammelten Bevölkerung gearbeitet haben.

Dieser Workshop hat uns den Weg zum Nationalrat und , um den Kampf zu führen geebnet und die Reflexion über dieses neofaschistische Programm zu eröffnen.

Ein weiterer, von diesem Dokument behandelter Aspekt ist, daß nach dem, was auf so abstoßende Weise am 11. September geschah, sich jene Tatsachen in einer Vorwand verwandelten, um eine vorbedachte weltweite Herrschafts- und Plünderungspolitik durchzusetzen. Ich, persönlich, empfinde eine Selbstprovokation, ein riesengroßes Maine, um der Welt solche Art Angriffe aufzuzwingen.

Das bedeutet, daß der angebliche Kampf gegen den Terrorismus ein Waffen- und Ressourcen-Aufgebot ohne Präzedenzfall, ein hervorragendes Geschäft erleichtert hat, welches schon immer der Traum des industriellen Militärkomplexes gewesen ist.

Wir stehen vor der Ausplünderung der Weltressourcen, der Reichtümer der Völker; die aber noch schlimmer als in der Kolonialzeit ist, weil die Waffen ausgefeilter sind, und in den Händen der größten jemals gekannten Imperialmacht befinden. Aus diesem Grund ist die Situation echt kritisch.

Alle diese Aspekte sind in unserem Dokument enthalten, und was wir im Wesentlichen anklagen, ist die unheilvolle Absicht, eine neofaschistische Welttyrannei durchzusetzen bzw. aufzuzwingen. Das ist ein deutliches Konzept.

Wir kubanischen Schriftsteller und Künstler sprechen uns dafür aus, Ideen zu säen, Bewußtsein zu säen, wie es zum 150. Jahrestages von José Martí proklamiert wurde.

Ich glaube, daß die Sitzungen unseres Nationalrates wirklich denkwürdig waren und mit ihnen wird die Angelegenheit nicht beendet sein. Später möchte ich über einen Arbeitsprogramm sprechen, wir müssen die Vereinbarungen aus dieser Nationalratstagung konkretisieren.

Ich erinnere mich an einen ausgezeichneten Beitrag von Dr. Graciella Pogolotti, in dem sie feststellte, daß man hinsichtlich der Anklage des neoliberalen Globalisierungsprogrammes im ökonomischen Bereich viel vorangekommen ist; aber genau so muß man beim Abbau der rechtsextremen Denkweise und der neofaschistischen Doktrin voranschreiten. Ich erinnerte mich auch an einen Zwischenfall, bei dem 1936 ein bedeutender Nazi eine brutale Versicherung gemacht hat: „Wenn ich das Wort Kultur höre, ziehe ich meinen Revolver aus dem Futteral". Hier ist Roberto Fernández Retamar anwesend, der 1968 auf dem Kulturkongreß von Havanna diese faschistische Feststellung für alle Zeiten mit einer humanistischen Aussage erwidert hat: „Wenn ich das Wort Faschismus höre, hole ich meine Kultur aus dem Futteral". Das bedeutet, daß wir das Talent, die Ideen, das Denken in Bewegung bringen müssen. Die Reflexion muß sich durchsetzen und den Weg bahnen, damit wir wirklich eine weltweite antifaschistische Front gründen können.

Randy Alonso.- Ein Front, Carlos, die — wie dieses Dokument besagt — dem Expansionsprogramm, das diesen Angriff rechtfertigt und die Stirn bietet. Dieses Programm wurde von den US-amerikanischen Extremen Rechten erarbeitet, Erbin der Denkweise jener, die — seiner Zeit — José Martí mit erstaunlicher historischer Vision angeprangert hat. Diese Stellungnahme der kubanischen Intelligenz hat ihren Ausgangspunkt und ihre Grundlagen in der Denkweise unseres Nationalheldes.

Über die US-amerikanische Imperialpolitik und die Überlegung von José Martí vor mehr als einem Jahrhundert hören wir jetzt in unserem Podiumsgespräch die Meinung des hervorragenden Martí-Kenners und großen kubanischen Intellektuellen, Cintio Vitier.

Cintio Vitier.- Wir werden einige Überlegungen darüber anstellen, wie José Martí die US-amerikanische Politik eingeschätzt hat.

Wir alle wissen, welche die USA waren, die Martí bewunderte und liebte. Gut, das waren die USA von Lincoln, den er den Holzfäller mit gnädigen Augen genannt hat; der großen Dichter, der großen US-amerikanischen Denker, der Sozialkämpfer, der Abolitionisten, selbstverständlich, der Philanthropen, der Indianer, der Neger.

Als Beispiel dazu, wie er bereits zu seiner Zeit die Politik gesehen, wie er ihre Zukunft vorhergesehen hat, haben wir einen wirklich überraschenden Artikel von 1885 mit dem Titel „Die Angriffspolitik", in dem er Sachen, wie diese zum Ausdruck bringt:

„...diese neuen Tataren, die sich herumtreiben und auf Lokomotiven reitend nach modernem Brauch ausplündern; diese kolossalen Gauner, furchtbares und zahlreiches Element dieser blutigen Erde, setzen ihre Politik des Boxkampfes durch. Und gerade aus dem Dschungel gekommen, weil sie politisch im Dschungel leben, und, wo sie ein schwaches Wesen treffen, fressen sie von ihm. Da sie die Gewalt in sich verehren , einziges Gesetzt, das sie beachten, und sich als Priester dieses Gesetzes betrachten, mit gewisser höherer Belehnung und angeborenem Recht, nehmen sie alles an sich, wo ihre Gewalt hinreicht."

Das ist tatsächlich die Wurzel dieser Art Politik, die sich eindeutig bis zu den heutigen Tagen intensiviert hat. Aber gleichzeitig bezieht sich Martí einige Jahre später, bereits 1989, auf die von ihm vorausgesehenen Pläne zur Intervention der USA in den kubanischen Krieg, den er organisierte, und erklärt:

„In den Annalen der freien Völker gibt es nicht, weder etwas Feigeres, noch kältere Bosheit". Er empfindet hier ein weiteres Element, welches sich der US-amerikanischen Politik nach und nach bemächtigen wird, und zwar die Kälte, die Verschlagenheit. Das erinnert uns an den Aphorismus in der Aussage von José de la Luz y Caballero, der uns erschüttert, wenn wir daran denken: „Die Kälte, Rohstoff der Bosheit."

Es ist offensichtlich, daß die martianischen Voraussichten zum sogenannten unabwendbaren Schicksal in unseren Tagen eine katastrophale Bestätigung finden, unabhängig davon, daß wir die Möglichkeit eines hoffnungsvollen Gegengewichts beim gesündesten Teil des US-amerikanischen Volks spüren: im Bewußtsein seiner Intellektuellen, seiner Künstler, die sich außerdem allmählich dem zum ersten Mal weltweiten Aufruf gegen den Krieg in unbestreitbarer Weise anschließen.

Jedes Mal macht sich die Verkettung der Ereignisse untereinander spürbarer.

Der glänzende Vortrag unseres Außenministers vor dem Nationalrat der UNEAC zeigte und bewies die verschlagene kalte und nicht deswegen weniger triebhafte Planung der Supermacht, die sich vorgenommen hat, sich des Planeten als Ganzes ohne Unterschiede zu bemächtigen.

Die schon bestehende Angriffspolitik verwandelt sich Schritt für Schritt in Ausrottungspolitik und gegenüber diesen Ereignissen und dieser entsetzlichen Situation auf Weltebene ist das Ansprangen ihrer faschistischen bzw. neofaschistischen Wurzeln nicht übertrieben, wie Fidel uns gestern gesagt hat, die noch verschlimmert wird durch eine Heuchelei, Tochter der Kälte, die weder Hitler, noch Mussolini verübt haben.

Die Fahne, die heute als Flagge der universellen Trauer gehißt wird, ist keine geringere als die „Demokratie". Unsere Helden, unsere Märtyrer, unsere Denker, unsere Künstler, unsere Dichter der Gründungszeit zwingen uns als Sprecher und wesentlicher Teil unseres Volkes, uns in einer internationalen antifaschistischen Front zusammenzuschließen, wie jener, welche in dieser Erklärung, in diesem UNEAC-Schreiben, vorgeschlagen wird. Sie sind schon tatsächlich beginnend bei Varela über Martí bis zu unseren Tagen diese Front in uns, innerhalb von uns. Sie spornen uns auch an, gemeinsam mit Martí an die menschliche Verbesserung zu glauben und bei unseren Handlungen — und das scheint mir, wesentlich zu sein — sämtliche Haßflecken zu vermieden, und uns somit jeden Tag mehr den Armen der Erde zur Verfügung zu stellen.

Randy Alonso.- Retamar, Cintio Vitier beschwörte die Wurzel dieser Stellungnahme der kubanischen Intellektuellen herauf, die wir von Martí geerbt haben; aber, außer Martí gibt es andere wichtige Präzedenzfälle, die den Aufruf der kubanischen Intelligenz zu einer antifaschistischen Front begleiten. Ich hätte gern, daß Sie uns helfen, ausgehend von dieser historischen Erinnerung, diese Vorgänge, aber auch die Grundlagen dieses Aufrufes unserer Schriftsteller und Künstler zu verstehen.

Roberto Fernández Retamar.- Cintio hat auf eine großartige Art und Weise auf die grundlegende Rolle der martianischen Analysen über die USA hingewiesen, bei denen er stets mit aller Klarheit unterschieden hat zwischen dem, was er das Vaterland, das wir lieben, nannte, das von Lincoln, und dem Vaterland, das wir fürchten, das von Cutting: und das ist ein Gedankengang, den er nie verlassen hat.

Sogar vor Martí gibt es einzelne Voraussichten der Leiden, die uns aus den damals jugendlichen, aber schon raubgierigen Vereinigten Staaten drohen könnten. Eine dieser Voraussichten, die im UNEAC-Dokument zitiert wurde, stammt von Bolívar selbst, sechs Jahre nach der Verabschiedung der Monroe-Doktrin, die, wie man weiß, 1823 herausgegeben wurde. In einem Brief schreibt Bolívar: „Die Vereinigten Staaten scheinen von der Vorsehung bestimmt zu sein, Amerika im Name der Freiheit mit Elend zu geißeln." Und das steht im Zusammenhang mit dem, was Cintio sagte: mit der Heuchelei, das heißt, Worte wie „Demokratie" und „Freiheit" anzuwenden, um ihre wirklichen Absichten zu maskieren.

Zu einem späteren Zeitpunkt war die Doktrin des unabwendbares Schicksals herausgegeben worden, und man kann sagen, daß die Monroe-Doktrin und die Doktrin des Unabwendbares Schicksals nach, wie vor, wesentliche Bestandteile der Außenpolitik der USA sind. Unserem Amerika wurde die traurige Rolle des ersten Versuchskaninchens solcher Politik zuteil. Heutzutage umfaßt diese Politik die ganze Welt, und deswegen haben wir zur Gründung einer Weltfront gegen den Neofaschismus aufgerufen.

Hinsichtlich Martí möchte ich auch, bevor ich weitere Beispiele nenne, an die unerläßlichen Analysen erinnern, die er anläßlich der ersten Panamerikanischen Konferenzen durchgeführt hat: die, zwischen 1889 und 1890; bzw. 1891 stattfanden, beide in Washington. Ich werde nur ein paar Zeilen bezüglich dieses letzten Kongresses zitieren. Martí sagte damals: „Sie glauben an die Notwendigkeit, an das barbarisches Recht als einziges Recht: ‚Das wird unser sein, weil wir das brauchen.‘" Gut, mit weniger Worten und größerer Klarheit kann man die Absicht nicht ausdrücken, die mehr als ein Jahrhundert später gültig bleibt.

Der Imperialismus hat sich weiterentwickelt — Martí hat gesehen, wie er entstand. Es ist möglich, daß seine Analysen auf der ganzen Welt die ersten konkreten Analysen über den Imperialismus gewesen sind — und das führte, selbstverständlich, zu einer wachsenden antimperialistischen Haltung.

1927 wurde in Brüssel ein denkwürdiger antimperialistischen Kongreß durchgeführt, bei dem Julio Antonio Mella anwesend war, dessen hundertsten Jahrestages wir gedenken. Mella hat dort Referate vorgelesen, die von seinem brüderlichen Rubén Martínez Villena aufgesetzt worden waren. Das war ein wirklich wichtiger Kongreß, an den Persönlichkeiten, wie zum Beispiel Einstein, Grüße gesendet haben, und es war eine Reihe von großen Kämpfern anwesend, die später eine sehr bedeutende Rolle in der Geschichte gespielt haben.

Wenn wir jedoch auf noch spezifischere Vorgänger unserer Stellungnahme, unserer Erklärung bestehen wollen, dann müßte man sollte an den Zeitpunkt denken, als sich der offene Faschismus in eine Invasionsgewalt auf dem Planeten verwandelt hat. Wir wissen, daß der Faschismus zum ersten Mal 1922 in Italien, unter Mussolini, etabliert wird, und 1933, in einer noch aggressiveren, noch barbarischeren Form, in Hitlerdeutschland, im Deutschland der Nazis. Und es ist diese Anwesenheit des Faschismus, die sich wie ein Schatten über den ganzen Planeten verbreitete, die eine Gruppe von Intellektuellen dazu führt 1935 in Paris den Ersten Kongreß der Antifaschistischen Intellektuellen, den Ersten Kongreß zur Verteidigung der Kultur durchzuführen. Dieser in Paris 1935 durchgeführte Kongreß wird bestimmt bei diesem Podiumsgespräch mehrmals erwähnt werden. Dort gab es sehr wichtige Beiträge, wie die von Bertold Brecht.

Zwei Jahre später wuchs der Faschismus noch weiter an, er streckte seine Klaue auf das republikanische Spanien aus und begann den Krieg zwischen 1936 und 1936, den unheilvollen spanischen Bürgerkrieg. Unter diesen Umständen wurde 1937 ein Zweiter Kongreß zur Verteidigung der Kultur durchgeführt der vor allem in Valencia stattgefunden hat und sogar eine Fortsetzung in Paris hatte. Dieser Kongreß war wesentlich. García Márquez hat ihn als einen der wenigen Kongresse dieser Art bezeichnet, der in der Geschichte wirklich transzendent gewesen sind. Kuba hat das Privileg gehabt, auf diesem Kongreß durch hervorragende Figuren wie Alejo Carpentier, Nicolás Guillén, Juan Marinello, Félix Pita Rodríguez, Leonardo Fernández Sánchez vertreten zu sein. Es war ein Kongreß, der eine große Anzahl von Intellektuellen ersten Ranges der ganzen Welt versammelt hat, und dieser Kongreß fand unter Bomben statt. Dieser Kongreß ereignete sich inmitten der Schlacht für die Freiheit, die das wunderbare spanische Volk unglücklicherweise erfolglos geführt hat. Um unserer Haltung vorangegangene Stellungnahmen zu zitieren, muß man diesen Kongreß sehr hervorheben, und wir waren nicht die einzigen, die vorausgegangene Ereignisse dieser Natur unterstreichen.

Bedauerlicherweise hat die Welt den Faschismus wieder, der 1945 militärisch besiegt worden war, auferstehen sehen: wir wohnen einer Expansion des Neofaschismus bei, und es ist sehr schön — Carlos hat das erwähnt, und sicherlich wird das erneut erwähnt werden —, daß eine beachtliche und sehr zahlreiche Gruppe von bedeutenden US-Intellektuellen die Standarte wieder aufgenommen haben, um diese Gewalttaten zurückzuweisen. Ich meine ganz konkret das bereits genannte Manifest: „Nicht in unserem Namen", ein von vielen der berühmtesten US-amerikanischen Intellektuellen unterschriebenes Manifest.

Ich denke an Persönlichkeiten wie Edward Said, der in 48 Stunden anläßlich des 25 Jahrestages der Veröffentlichung seines großen Buches Orientalismus geehrt werden wird. Ich denke an Noam Chomsky. Ich denke an sehr viele sehr beherzte Filmschaffende, die ebenfalls mit Sicherheit erneut in diesem Podiumsgespräch genannt werden.

Dieses Manifest hat fast keinen Vergleich in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Es erinnert mich an das „Manifest der 121", der Franzosen anfangs der 60iger Jahre, als sie den Befreiungskrieg von Algerien unterstützten aber das jetzige ist sehr zahlreich. Nach Angaben, die ich besitze, haben es bereits mehr als 20 000 Personen unterschrieben: ein Dokument, dessen Veröffentlichung am Anfang unmöglich war, weil die Presse in diesem Land es nicht aufnehmen wollte, und am Ende mußte eine Seite einer Zeitung gekauft werden, damit die Erklärung erschien, die später mehrmals veröffentlicht wurde und ein breites Echo gefunden hat.

Zum Beispiel, wurde zu einem späteren Zeitpunkt in Europa ein Manifest mit dem Titel „Gegen die Barbarei" veröffentlicht, und dieses Manifest lautet ausdrücklich: „Wir machen uns den Aufruf Nicht in unserem Namen der US-Intellektuellen und -Künstler zu eigen, die sich weigern zu erlauben, daß ihre Regierung in ihrem Namen Beraubungs- und Vernichtungspläne durchführt, usw. Das heißt, daß es eine europäische Resonanz findet.

Noch kürzlicher —es ist noch nicht von unserer Presse, von unseren Zeitschriften veröffentlicht worden, wie es sein sollte —, anfangs dieses Monats wurde ein im gleichen Geist gehaltenes Manifest des sogenannten Internationalen Intellektuellenkomitees gegen den Krieg, bekannt gegeben, das sich mit den US-Intellektuellen solidarisch erklärt. Dieses neue Manifest ist vor allem von lateinamerikanischen Intellektuellen unterschrieben.

Ich nenne diese vorangegangenen Ereignisse, weil es sich nicht um eine einsame Haltung unsererseits handelt, im Gegenteil, wir sind uns sehr bewußt, daß wir Mitglied eines Chores sind, eine Front, die lebhaft Widerstand gegen den Neofaschismus leistet und eine große Aufnahme unter den Völkern der ganzen Welt findet.

Millionen von Männern und Frauen sind überall gegen den Krieg und für den Frieden marschiert, Tausende von Intellektuellen unterzeichnen Dokumente, schaffen Kunstwerke, nehmen an verschiedenartigen Veranstaltungen zu diesem Zweck teil.

Unsere Geste ist eine — ich wiederhole —, die sich vielen anderen anschließt, und wir sind sicher, daß trotz des Nichtbestehens eines militärischen Bollwerks gegen den Neofaschismus, das Bollwerk der Völker, das Bollwerk der öffentlichen Meinung, das Bollwerk der Intellektuellen genug sein wird, um zu vermeiden, daß der Neofaschismus auf dem Planeten siegt und dementsprechend die menschliche Gattung mit dem Aussterben bedroht.

Randy Alonso.- Danke, Retamar, für Ihre Überlegungen.

(Es werden Videoabschnitte zum Thema gezeigt)

Randy Alonso.- Während die Philosophien von Hegel, Nietsche, Schopenhauer den Urhebern des Holocaust des XX. Jahrhunderts Leben und Leidenschaft verliehen haben, ermutigen weniger gebildete Wesen, mit noch ärmerer intellektueller Abstammung, aber pragmatischer, die faschistische Clique des XXI. Jahrhunderts.

Hausautoren der gegenwärtigen US-amerikanischen Verwaltung sind Henry Cabot Lodge aus Boston, der behauptete: „Im XIX. Jahrhundert ist kein Volk unseren Errungenschaften, unserer Kolonisation und unserer Expansion gleichgekommen, und jetzt wird uns nichts aufhalten"; auch Marse Henry Watterson, der erklärte, daß die USA „eine große Imperialrepublik sind, dazu vorbestimmt, einen entscheidenden Einfluß auf die Menschheit auszuüben und die Zukunft der Welt zu gestalten, wie es nie zuvor eine andere Nation getan hat, nicht einmal das römische Imperium "; Charles Krauthemmer, der vor kurzem in der The Washington Post geschrieben hat: „Die Vereinigten Staaten reiten durch die Welt wie ein Koloß. Seitdem Rom Karthagos zerstört hat, hat keine andere Macht so hohe Gipfel, die wir erreicht. Die USA haben den kalten Krieg gewonnen, haben sich Polen und die Tschechische Republik in die Hosentasche gesteckt und danach Serbien und Afghanistan zu Staub reduziert. Und nebenbei haben sie die Inexistenz Europas bewiesen.

Oder auch Zbigniew Brzezinski, der erklärt hat, daß "es Zielstellung der USA sein muß, unsere Vasallen in einem Abhängigkeitszustand zu halten, die Fügsamkeit und den Schutz unserer Untertanen zu gewährleisten und der Vereinigung der Barbaren vorzubeugen".

Die Doktrin, auf die sich die heutige Verwaltung stützt, erklärt — wie Retamar sagte — einen neuen „Unabwendbares Schicksals": eine weltweite faschistische Diktatur einzuführen; einen Neofaschismus und eine Diktatur, die von einer auf die großen Massen gerichteten, umfangreichen mediatischen Macht ermutigt wird. Diese Macht, die sie während dieser Verwaltung die ganze Zeit genutzt haben, hat zweifellos eine grundsätzliche Rolle in diesem gegen Irak entfesselten Krieg gespielt, bei dem die Medien eine weitere anspruchsvolle und technologische Waffe gewesen sind, welche die USA zur Verfügung hatten.

Über die Rolle, welche diese mediatische Macht bei der Durchsetzung des US-amerikanischen Neofaschismus gespielt hat, bitte ich Elíades Acosta um seine Überlegungen bei diesem Podiumsgespräch.

Elíades Acosta.- Gut, Randy, es ist zum Beispiel sehr interessant den Namen von Henry Cabot Lodge zu hören, den Du erwähnt hast. Er war einer der großen Freunde von Theodore Roosevelt und einer der Förderer der US-amerikanischen Invasion und der Expansion im Jahre 1898, mit denen das sogenannte „amerikanische Jahrhundert " begann, welches in diesen Tagen mit dem Krieg von Irak eine qualitativ andersartige Phase beginnt.

In der UNEAC-Erklärung wurde mit allem Recht gesagt, daß seitens der USA dem vorbeugenden und dem Blitzkrieg ein gewaltiges Propaganda- und Desinformationssystem hinzugefügt wurde.

Ich habe hier auch, ein Buch in der Hand, an das es sich lohnt, sich zu erinnern, und an dieses Gesicht (er zeigt das Buch mit dem Bild von Hitler), weil ich annehme, daß dieses Buch ebenfalls eines der Hausbücher dieser Herren sein kann: das ist das Buch Mein Kampf von Adolf Hitler. Ich glaube, daß es sich auch lohnt, auf all diese Ideologie zurückzukommen, weil es diejenige ist, die wir auf der Welt in diesem Moment sehen.

Der Faschismus war höchst geschickt dabei, alle Mittel der Propaganda für seine Zwecke auszunutzen, die im Vergleich mit denjenigen, die es zur Zeit zwecks der Desinformation gibt, sehr primitiv waren.

Ich werde drei Beispiele jener Zeit nennen, d. h. von diesem Hitlerfaschismus: zum Beispiel die Anwendung von Begriffen, wie Nationalsozialismus, um seine Partei zu definieren, ausgerechnet eine bürgerliche Partei, deren Absicht war, das Voranschreiten des Sozialismus und des Kommunismus in Europa und auf der Welt zu bremsen; die Anwendung der Farben rot und schwarz in ihren Emblemen, die üblicherweise als Symbole des Arbeiterkampfes verwendet wurden, und die Worte „Genosse" und „Kamerad" als Anrede der Faschisten unter sich.

Das beweist gerade die Schlauheit, die Kälte dieser Ideologen, auf die sich Cintio Vitier bezogen hat. Das Wirken von Goebbels ist bekannt, und ebenso alles, was er über den Gebrauch von Lügen, um die Massen beherrschen zu können, empfohlen hat.

Auf jeden Fall nimmt der Propagandamechanismus, den wir jetzt in Aktion sehen, jene Erfahrungen wieder auf, und erhebt sie zu unverhofften Höhen.

Wir sehen nicht nur, wie die Wahrheit unterschlagen wird, sondern den Versuch, daß der normale Zuschauer, der Mensch, der die mediatischen Botschaften erhält, passiv bleibt, und sich deswegen in Komplize der Barbarei und des Verbrechens verwandelt.

Eben hat Retamar den Fall des Pariser Kongresses von 1935, des ersten Kongresses zur Verteidigung der Kultur, erwähnt, und ich würde gern einige Worte von Bertold Brecht, dem großen deutschen Dramaturgen, aufführen, die damals dort geäußert wurden, als man den Faschismus in Europa fortschreiten sah, und Brecht hat vor einem Mechanismus gewarnt, der eben gerade zur Beherrschung der Massen dient, ein psychologischer Mechanismus, welcher damals und in dem heutigen Zeitpunkt Anwendung findet.

Ich zitiere Bertold Brecht: „Ein Mann wird geschlagen, und der Zuschauer dieser Handlung fällt in Ohnmacht. Selbstverständlich das ist normal. Wenn das Verbrechen so auftritt, wie der Regen fällt, schreit schon keiner mehr: ´Halt!´ Gibt es kein Mittel, um zu vermeiden, daß der Mensch vordem Greuel das Gesicht wegdreht? Warum dreht er das Gesicht weg? Er dreht das Gesicht weg, weil er keine Möglichkeit sieht, einzugreifen; der Mensch läßt sich von dem Schmerz eines anderen nicht aufhalten, wenn er keine Hilfe leisten kann..."

Gerade ist der Mechanismus, bzw. einer der Beherrschungs- und Desinformationsmechanismen, die wir erwähnen.

Auf jeden Fall beweisen die Kundgebungen gegen den Krieg, auf die sich Retamar bezogen hat, daß dieser Beherrschungsmechanismus nicht unfehlbar ist, und daß viele Personen sich in der Lage fühlen, den Verlauf der Weltpolitik zu beeinflussen.

Jedenfalls, im Fall Venezuela, dem kubanischen Publikum zum Beispiel sehr bekannt, und jetzt im Falle von Irak ist etwas sehr Interessantes im Zusammenhang mit den Beherrschungsmethoden und den Lügen, die der Faschismus häufig gebraucht, passiert, und zwar, daß die Beherrschungsmechanismen durchsichtig geworden sind. Das bedeutet, die Leute haben selbst durchdringen und erleben können, wie dieser kolossale Betrug entsteht, und wie versucht wird, die Wahrheit auf den Kopf zu stellen, um Passivität und Beihilfe zu erreichen.

Es wird schwierig, auf die gleiche Weise zu betrügen, und ich glaube, daß dies einer der möglichen Nebenvorteile ist, die so ein katastrophaler Konflikt, wie dieser von Irak, herbeigeführt hat.

Ich würde mich gern auch ganz kurz auf etwas beziehen, und Frau Dr. Graziella Pogolotti hat das in diesem außerordentlichen Plenum des Nationalrates des UNEAC sehr treffend erwähnt, was diesen Krieg und Ausschlagen des Faschismus zugrunde liegt. Ich habe in meinen Händen ein Dokument vom 3. Juni 1997 mit dem Namen „Programm für ein neues amerikanisches Jahrhundert". Wie gesagt, das ist ein Programm aus 1997, von einer Gruppe von Falken aufgesetzt, einer Gruppe, die später „die Partei des Krieges" sein würde, die ihr Land zum Krieg gegen Irak geführt hat und hinter den nächsten Angriffen, die sich ereignen werden, stehen, unter ihnen Elliot Abrahms, William Bennet, Jeb Bush, Dick Cheeney, Francis Fukujama, der vom „Das Ende der Geschichte"; Dan Quayle, Donald Rumsfeld und Paul Wolfowitz.

Dieses Dokument ist die ideologische Plattform von dem, was wir sehen, und dieser Krieg ist sein bewaffneter Arm. Aber die Denkweise, die Überlegung, die alles, was geschehen ist, stützt, geht von der Aussage aus, daß die Doktrin der nationalen Sicherheit der USA in eine dekadente Etappe geraten ist — es waren die Zeiten der Clinton-Verwaltung —, und daß es sich erforderlich macht, strenge Maßnahmen zu treffen, um das zukünftige amerikanische Jahrhundert zu gewährleisten, das bedeutet, das heutige Jahrhundert, in dem wir leben. Es ist sehr interessant, weil im Dokument immer wieder über vorbeugenden Krieg gesprochen wird.

Wir erinnern uns alle an die Western-Filme, und in diesen Western konnte nur derjenige überleben, der zuerst den Revolver zog und schoß; nur die schnellsten und die stärksten. Wir befinden uns also erneut in der Zeit des „ Revolvergesetzes ", aber jetzt auf weltweiter Skala und mit Tomahaw-Raketen.

Hier habe ich auch, da das in Verbindung mit diesem Thema steht, eine Erklärung eines FBI-Offiziers von September 2002, in der er versucht, einer Gruppe von US-amerikanischen Bibliothekaren zu erklären, warum das FBI befugt war, zu den Lektüre-Bestellisten ihrer Kunden Zugang zu haben. Das war ein erfolgloser Versuch, er konnte nichts erreichen: die Bibliothekare haben sich davon nicht überzeugen lassen, er konnte nicht einmal seine Diskussion zu Ende führen; aber das Interessante dabei ist, das Argument dieses Offiziers, welches ein Beweis der Gültigkeit des „Revolvergesetzes" ist.

Es lautet wörtlich: „In der Vergangenheit haben wir jemanden ins Gefängnis gesetzt, nachdem er ein Verbrechen begangen hat. In der Gegenwart setzen wir eine Person ins Gefängnis, um vorbeugend zu verhindern, daß diese Person einen terroristischen Angriff durchführen kann." Das hat zu bedeuten, daß jegliche Person (oder jeglicher Staat), selbst wenn sie kein Delikt verübt hätte, einer Strafe unterzogen werden kann.

In dieser Projekt-Plattform „Für ein neues amerikanisches Jahrhundert" gibt es Konzepte, die für unsere Erläuterungen sehr anschaulich sind.

Zum Beispiel werden immer wieder schaurige Konzepte wiederholt: vorbeugender Krieg, globale Führung, Herausforderungen und Gelegenheiten ausnutzen, wir sind vor globalen Drohungen hilflos, die US-amerikanischen Prinzipien sind zu fördern; man muß bei der Ausübung der Gewalt vernünftig sein, aber vor Angst vor den daraus für uns entstehenden Kosten dürfen wir nicht aufhören, sie auszuüben; für die USA ist es lebenswichtig, eine aktive Rolle bei der Verteidigung des Friedens auf der Welt zu spielen." Für sie beschränkt sich die Welt auf Asien, Europa und den Mittleren Osten; weder Afrika noch Lateinamerika werden in diesem Dokument ausdrücklich erwähnt.

„Man muß zuschlagen, bevor die Krisen entstehen, die Verbindungen mit den demokratischen Alliierten sind zu verstärken," — wir wissen schon, wer die traditionellen demokratischen Alliierten der USA sind —,"man muß den Interessen und Werten der USA feindlichen Regimen trotzen" — das bedeutet, was sie mit Irak gemacht haben, fällt in diese Strategie —, „die Sache der politischen und ökonomischen Freiheit muß gefördert werden" — der Neoliberalismus und die Globalisierung —, es muß eine der Sicherheit, dem Blühen und den Prinzipien der USA günstige Ordnung muß verbreitet werden", etc., und enden mit einem so vielsagenden Zitat, daß ich es vorlesen muß: „Eine solche Reagan-Politik — viele von ihnen waren Funktionäre bei Reagan und Bush-Vater —, „von militärischer Stärkung und klarer Moral" — das heißt, im Sinne, daß sie unverhohlen ausdrücken, was sie wollen und beabsichtigen —, „kann heute unmodern sein, aber sie ist notwendig, damit die USA ihre Erfolge des vergangenen Jahrhunderts beibehalten können, und unsere Sicherheit und Größe im nächsten erweitern können."

Ein demokratisches Land spricht nie von Größe; die Imperien sprechen doch von Größe.

Was in Bagdad durch den Krieg geschehen ist, verursacht Besorgnis, die Zerstörung, die Plünderung ... Wir haben danteske Szenen gesehen, die allen sensiblen Menschen und großen Schmerz verursacht haben, und besonders den Intellektuellen und Künstlern der ganzen Welt. Es wurden 174 000 Stücke des Kulturerbes geraubt, die Geschichte von mehr als 7 000 Jahren von Irak: das Nationalmuseum, das archäologische Museum, das Theater von Bagdad... Heute — es kommen sehr traurige Nachrichten an — wird von der Plünderung und dem voraussichtlichen Brand der Nationalbibliothek von Irak gesprochen, das alles mit einer seltsamen Beihilfe der militärischen Besatzung, mit einer seltsamer Passivität.

Die Vereinigten Staaten sind Experte bei der Massenkontrolle, sind Experte bei Sperrstunden, sind Experte beim Standrecht; aber sie können nichts davon in Bagdad anwenden, und da sehen wir gerade —meiner Meinung nach— ein Versuch, ein Volk, das sich ihnen entgegen gesetzt hat, welches einen unerwarteten Widerstand geleistet hat, zur Niederträchtigkeit zu führen. Sie versuchen gerade, mit diesen ausschließenden Methoden in der Presse, die auch faschistischen Methoden sind, zu beweisen, daß dieses Volk zum Diebstahl, zur Beraubung, zur Vernichtung geneigt ist, daß es ein voll ungebildetes Volk ist /ein Volk ohne jener Kultur ist.

Darüber gibt es Vorgeschichten, viele Vorgeschichten. Zum Beispiel, bei der ersten US-amerikanischen militärischen Besatzung in Santiago de Cuba, 1898, haben sie geplündert, geraubt, sie brachten Spezialisten aus der Bibliothek des US-Kongresses, um die Bücher, die sie beraubt haben, mitzunehmen; sie haben fromme Reliquien, Kunstwerke mitgenommen, sie haben Vermögensgegenstände gegen Nahrungsgüter bei der hungrigen Bevölkerung getauscht, sie nahmen Souvenirs mit. Was sie jetzt mit der Statue von Saddan gemacht haben, zum Beispiel, dort, in Santiago de Cuba mit dem Baum des Friedens gemacht; man mußte am Baum Wache halten um zu vermeiden, daß der Baum weiter zerstört wurde.

Aus dem Grunde befinden wir uns vor einer tiefgreifenden Philosophie des Überbleibsel und des Betruges, und ich glaube, daß es in Wirklichkeit ein Zeichen dafür ist, daß wir in schrecklichen Zeiten hineingehen, und alle sensiblen Männer und Frauen des Planeten müssen wachsam sein, wie die Völker ab dem Pariser Kongreß von 1935, oder ab dem Kongreß von Valencia 1937 vor der Barbarei waren, die nichts anders als die neue Philosophie des US-amerikanischen Imperialismus und dessen Alliierten ist.

Randy Alonso.- Eine Philosophie, Elíades, die, wie ich gerade in der The New York Times einen Meinungsartikel mit dem Titel: „Die beste Verteidigung" von William Saffire, einer der wichtigsten Säulenjournalisten dieser Zeitung, Vertreter der US-amerikanischen Rechtsextremen, gelesen, und aufs äußerste wird von diesem Mann das verteidigt, was als vorbeugende Politik bezeichnet wird.

Er bezieht sich auf den berühmten US-amerikanischen Meister der schweren Gewichten., Jack Dempsey, der sagte, daß „die beste Verteidigung eine gute Offensive ist", und William Saffire erklärt: „Das ist das Wesen unserer Vorbeugungspolitik, die USA werden nicht die Sympathie der Welt als Opfer erwarten, sondern sie werden sich selbst damit verteidigen, indem sie zuerst angreifen", und dieser Artikel ist wirklich eine Verteidigung von dem, worauf sich diese neofaschistischen Verwaltung basiert: den vorbeugenden Angriff in ihrer Doktrin für Außenpolitik zu verwandeln, und das ist —so sie— die beste Verteidigung des US-amerikanischen Volkes. Das ist die gleiche Politik, worüber Hitler in der Zeit gesprochen hat, als er Deutschland regierte, nach der er auch die Notwendigkeit des vorbeugenden Krieges sah, um das deutsche Volk zu verteidigen, und seine Überlegenheit aufzuzwingen.

Es gibt keine Zweifel darüber, das die Verbindungen dieser US-amerikanischen Verwaltung nicht nur zu dieser rechtsextremen Denkweise, die ihnen schon vorher eigen war, sondern auch zu der vom Hitlerfaschismus verfochtenen Denkweise sind.

Danke für Ihre Kommentare, Elíades.

(Es werden Videoabschnitte zum Thema gezeigt.)

Randy Alonso.- Dieser beanspruchte US-amerikanische Hegemonismus, angetrieben von der neofaschistischen Führung, die zur Zeit die USA regiert, findet einen konkreten Ausdruck in der beabsichtigten kulturellen Hegemonie, die man von den USA aus der restlichen Welt aufzwingen will. Eine Hegemonie die, wie Elíades sagte, auf dieser mediatischen Macht beruht, die heute die USA ausüben, und die deren technologische und militärische Gewalt begleitet. Aber sie hat selbstverständlich einen noch viel umfassenderen Bestandteil im gesamten kulturellen Aspekt, den diese Verwaltung der Welt aufzuzwingen versucht, und der ohne Zweifel in der Zielstellung dieses US-amerikanischen Neofaschismus enthalten ist.

Ich hätte gern, daß Julio García Espinosa, der alle diese Aspekte der kulturellen Globalisierung, die US-amerikanische kulturelle Hegemonie, sehr nahe verfolgt hat, und besonders innerhalb der Filmkunst, uns seine Einschätzung mitteilt. Wie sehen Sie, ausgehend von den gegenwärtigen Ereignissen, diese beanspruchte US-amerikanische kulturelle Hegemonie und die Schauspieler, die aus den Reihen der eigenen Intelligenz heraus sich in Verteidigung der echten Kultur dieses Volkes und der Völker der Welt geäußert haben?

Julio García Espinosa.- Vor allem möchte ich Folgendes erklären: für einen lateinamerikanischen Filmschaffenden ist es offenkundig, daß ein Land ohne Image, ein Land ist, das nicht besteht, genau so offenkundig ist es, daß das Nein zum Krieg das Nein zum Faschismus bedeutet hat bzw. Bedeutet, wie es offenkundig ist, daß diejenigen, die durch einen illegalen, unnötigen, ungerechten Krieg das Volk von Irak angegriffen haben, meiner Meinung nach die gleichen sind, die verhindert haben und weiter verhindern, daß wir die Protagonisten unseres eigenen Images sind.

Ich glaube, noch offensichtlicher als dies ist die Tatsache, daß sie uns nicht nur daran hindern, Protagonisten unseres eigenen Images zu sein, sondern, daß sie sich das Recht anmaßen, unser Image zu gestalten, und natürlich, sind wir ihre liebste Zielscheibe. Wenigstens in den letzten mehr als 40 Jahren haben sie das bewiesen, da sie uns ausgewählt haben, um ihre Auffassung der kubanischen Realität zu verbreiten.

Selbstverständlich haben sie nicht wenig Recht, da wir die wirklichen Dissidenten der Politik sind, die sie verfolgt haben und in unserem Kontinent weiter verfolgen. Und es ist sehr offenkundig, daß wir, die Filmschaffenden von Lateinamerika, versucht haben, diese Politik unter wirklich ungleichen Bedingungen zu bekämpfen. In gleichem Maße, wie es einen ungleichen Austausch im wirtschaftlichen Bereich gibt, gibt es das auch im mediatischen Bereich.

Es gibt ein sehr konkretes Beispiel, wie das, was in unserem Land in der letzten Zeit geschehen ist, gehandhabt wurde. Man braucht nur die Versammlung der angeblichen Dissidenten zu nennen, Dissidenten, die eigentlich ein Marketingserzeugnis sind, könnten wir sagen. Dissidenten, die sich mit dem diplomatischen Vertreter des Nachbarn aus dem Norden versammelt haben, und das wurde praktisch verbreitet, als ob sich einige Dissidenten mit dem Herrn zum Tee trinken getroffen hätten.

Mir scheint, es lag auf der Hand und liegt auf der Hand, daß die Beziehung, die wir zu diesem Land seit so vielen Jahren gehabt haben, während der es aller Art von Aggressionen, aller Art Staatsterrorismus, angefangen von Sprengungen von Flugzeugen während des Fluges; von Mordversuchen an Fidel, die öffentlich und offiziell anerkannt wurden, bis zur Finanzierung einer Invasion unseres Landes gegeben hat, alles das, was so ersichtlich gewesen ist, daß es unmöglich ist, daß man uns, die immer Opfer waren, auf einmal zu Mördern stempelt.

Es ist unbestreitbar, daß „es unmöglich ist, die ganze Zeit" — das war eine Phrase von Lincoln — „das ganze Volk zu täuschen"; aber sie haben jene große mediatische Macht, sie haben jene große Macht, um unser eigenes Image zu verzerren, uns das Recht wegzunehmen, es selbst zu gestalten. Und so ist es inmitten einer Situation, in der gegenwärtig diese ganze Aggressivität verschärft wird, da wir, die lateinamerikanische Filmschaffenden, dieses Nein zum Faschismus nicht als ein Adjektiv verstehen, sondern als die Situation, die diese neue Regierung vorlegt, wie sich der Faschismus, ausgehend von konkreten Tatsachen, zeigt: Tatsachen wie denen, daß sie die UNO verletzt haben und über eine internationale Organisation wie die UNO hinweggegangen sind, die eigentlich die internationalen Beziehungen regeln soll; Tatsachen wie das Recht, das sie sich anmaßen, auf der ganzen Welt Regierungen einzusetzen und zu stürzen; ungewöhnliche Tatsachen wie die Bekanntgabe, daß sie vorbeugende Kriege durchführen dürfen. Das alles sind unbestreitbare Symptome, die den faschistischen Charakter einer Regierung definieren und sind Tatsachen, die außerdem für uns die Bedeutung haben, einer großen Gefahr ausgeliefert zu sein, sie bedeuten, einer großen Gefahr ausgeliefert zu sein, weil es ihnen gelingt, unsere Wirklichkeit zu verzerren und unter diesen Umständen den Weg einer Aggression vorzubereiten.

Wir sind der Auffassung, daß die lateinamerikanischen Filmschaffenden viele Erfahrungen beim Kampf gegen den Faschismus gesammelt haben.

Es ist unbestreitbar, daß diejenigen, welche die Diktaturen in Lateinamerika eingesetzt haben, diese gleichen Regierungen waren, diese gleiche Art Politik bezüglich Lateinamerika. Sie haben die Diktatur angefangen, sie haben die Diktaturen in ganz Lateinamerika eingesetzt. Die Filmschaffenden von Lateinamerika haben diese Diktaturen bekämpft, sie haben sie bekämpft, um zu sehen, ob Lateinamerika eine wirkliche Demokratie haben könnte, nicht die karikaturenhafte Demokratie, die üblicherweise in diesen Territorien geherrscht hat. Und sie haben ihr Leben geopfert, die lateinamerikanischen Filmschaffenden sind Opfer von Folterungen gewesen, sie wurden ermordet, sie sind verschwinden lassen worden. Keiner von ihnen ist nach Miami ins Exil gegangen; das heißt, die lateinamerikanischen Filmschaffenden haben einen langen Werdegang im Kampf gegen den Faschismus.

Man könnte etwas Ähnliches sagen, obwohl ich mich nicht lange ausbreiten will, bezüglich der US-amerikanischen Filmschaffenden selbst. Die US-amerikanischen Filmschaffenden haben auch einen langen Werdegang in ihrem Kampf gegen den Faschismus. Man braucht eigentlich nur die Etappe des Maccartismus zu nennen.

Das war, wie sie sich erinnern werden können, eine wahrhaft finstere Etappe, in der nicht wenige Filmschaffende geopfert wurden, und das ist eine Erinnerung, die lebendig geblieben ist; und jetzt, vor kurzem auferstanden ist, und zwar mit den Reaktionen der Künstler sogar aus Hollywood selbst, mit einer Entschlossenheit, die mit ihrer eigenen Geschichte sehr konsequent ist, um den neuen Positionen die Stirn zu bieten, die sogar in den USA selbst sich auf eine faschistische Politik hinbewegen. Da sind zum Beispiel die Fälle von Susan Sarandon, Danny Glover, etc., die schon die Gewißheit hatten und denen offensichtlich geworden ist, wie es bestimmte Äußerungen gibt, um zu verhindern, daß die Leute gehen, die Filme dieser Filmkünstler anzusehen.

Das heißt, wir Filmschaffenden im allgemeinen und wir lateinamerikanischen besonders, wissen, daß der Gegner mächtig ist; aber wir wissen auch, daß unsere Würde mächtig ist, wie wir ebenfalls wissen, daß je größer der Gegner ist, desto größer unsere Würde sein wird.

Randy Alonso.- Ein Gegner, der auch vor allem in seinem Eifer zu Beherrschen, mit dem er beabsichtigt, seine Kultur aus der Perspektive der Unkultur dieser Regierung, aus der Perspektive der Barbarei zu hegemonisieren, die diese Regierung durchzusetzen beabsichtigt, eine faschistische Welttyranei und eine beabsichtigte kulturelle Hegemonie verficht, was schlicht die Hegemonie der Unkultur durchzusetzen bedeutet. Das ist es, was in Wirklichkeit von dieser US-amerikanischen Regierung versucht wird. Und deswegen kann man inmitten des Schmerzes und der Wut, mit denen man diese Bilder sieht, verstehen, daß solche Dinge passieren, wie die, worüber Elíades uns erzählte, der Brand der Nationalbibliothek von Bagdad, der Verlust von wertvollen Dokumenten aus dem Zentrum für islamische Studien, die grausame Plünderung des Nationalmuseums von Bagdad, und alles das unter dem wohlgefälligen Blick der Besatzungsmacht, wie es schon zur Zeit jener war, die Roosevelt beim Einmarsch in Santiago de Cuba begleiteten, oder bei der Besatzung von Panama unter der Leitung des Vaters des heutigen US-amerikanischen Präsidenten, wie es bei der Tagung des Nationalrats der UNEAC in Erinnerung gerufen wurde. Das kulturelle Erbe Panamas wurde ebenfalls geplündert, ohne daß bis zum heutigen Tag ein einziges von diesen Stücken an den ursprünglichen Besitzer zurückgeführt wurde.

Es sind dieselben, die heute diese Art Plünderung gestatten, und es sind dieselben, die das Erbe einer Nation, die die Wiege der westlichen Zivilisation ist, zerstört haben, ungeachtet dessen, daß zahlreiche Intellektuelle, zahlreiche denkenden Menschen auf der ganzen Welt sich schon vor Beginn des Krieges dafür eingesetzt hatten, daß diese historischen Orte respektiert würden.

Ich möchte bei unserem Gespräch an eine Arbeit erinnern, die die Journalistin Esther Barroso nach Kriegsbeginn angefertigt hat, in der sie über diese heiligen Orte der universellen Kultur gesprochen hat.

Esther Barroso.- Der neunzigjährige argentinische Schriftsteller Ernesto Sábato, Cervantes-Preisträger für Literatur, hat vor Tausenden Kindern geweint, indem er darum gefleht hat, daß ein Land, eine Kultur nicht vernichtet wird.

Er weiß, wie viele andere auf der Welt, daß dies ein Verbrechen gegen die Menschheit sein wird; aber weiß auch, daß Irak nicht, wie Bush und seine Alliierte glauben, ein dunkler Winkel der Welt ist, sondern der größte Teil von dem, was das alte Mesopotamien, Wiege der menschlichen Zivilisation, war.

Außer den unschuldigen Opfern, was kann noch in Irak mit diesem Krieg sterben? Nichts weniger als eine der ältesten künstlerischen und architektonischen Spuren der Menschheit, die 9 000 Jahre vor unserer Zeitrechnung datiert sind.

In Irak können, zum Beispiel, die Spuren der sumerische Zivilisation verloren gehen, derjenigen, die die ersten Zeichen der Keilschrift erfunden hat, was als der große Beitrag von Messopotamien an die Menschheit betrachtet wird. Sie haben auch zum ersten Mal in der Geschichte ein eigenes Be- und Entwässerungssystem entwickelt, sie erfanden den Anbau in Furchen, ein Kanalisationssystem und die Architektur als Kunst.

So soll 4 000 Jahre vor unserer Zeitrechnung die sumerische Stadt von Ur ausgesehen haben. Von diesem Glanz sind heute nur die Spuren verblieben, die jetzt gefährdet sind, zerstört zu werden.

Bush könnte auch die Spuren des assyrischen Reichs, 500 km von Bagdad entfernt, zerstören, das unter anderen Werten, eine große Bibliothek gegründet hat, deren keilbeschriftete Tafeln dazu beigetragen haben, viel von den Ursprüngen der Zivilisation zu verstehen.

Weiß Bush etwa, daß an dieser Stelle, nur 90 km. von Bagdad entfernt, die Stadt Babylon blühte? Es kann sein, daß der Völkermörder des XXI. Jahrhunderts niemals von den hängenden Gärten sprechen gehört hat, die der König Nabucodonosor um das Jahr 600 vor unserer Zeitrechnung bauen lassen hat, die danach als eine der sieben Weltwunder angesehen wurden, oder von dem mythischen Turm von Babel, von dem angenommen wird, daß er am Ufer des Euphrates errichtet wurde.

Ist dies etwa ein Krieg gegen die Geschichten von Tausend und einer Nacht, die voraussichtlich in Bagdad entstanden sind, Stadt, die 762 n. Ch. erbaut wurde? Viele von den Werten der folgenden Zivilisationen in Mesopotamien, wie das Ischtar-Tor, befinden sich heute außerhalb von Irak, zerstreut in den Museen der Welt; aber viele andere werden im irakischen Museum von Bagdad aufbewahrt. Wird dieses Museum auch von den Raketen dieses unbarmherzigen Krieges zerstört werden?

Laut Bush wird die Gewalt, nur dazu verwendet, um das irakische Regime zu entwaffnen, aber, wer macht das dem Schriftsteller Ernesto Sábato klar, 92 Jahre alt, der um Irak weint? Wer macht ihm klar, daß das Wasser der Flüsse Tigris und Euphrates, die das Entstehen und Wachsen der Zivilisation gesehen haben, jetzt Zeuge der Barbarei sein werden, die aus der modernen Zeit kommt?

Am im Jahre 1989 in der Nähe von Bagdad entdeckten Grab der assyrischen Prinzessin Java, verurteilt eine Schrift: „Verflucht für immer seien diejenigen, die das Grab eindringen und den Schatz rauben!" Heute scheint uns die Prinzessin mit ihrer tausendjährigen Stimme zu sagen: „Verflucht für immer seien diejenigen, die das Leben und den Schatz der Menschheit zerstören!"

Randy Alonso.- Ein Schatz der Menschheit, von den Flammen verzehrt, geplündert, und das alles in Anwesenheit der imperialen Truppen, der Invasionstruppen.

Eine heute in Bagdad datierte Pressemitteilung der Agentur EFE besagt, daß sich die Iraker jedes Mal in größerer Zahl vor dem Hotel Palästina von Bagdad versammeln und protestieren,. wo die USA einen Tag nachdem die Plünderer die Nationalbibliothek und das Zentrum für islamische Studien angezündet haben, ein Embryo von Zivilverwaltung für Irak gegründet haben.

„Mehr als 300 Personen mit Transparenten protestierten an diesem Vormittag vor den US-Soldaten, die das Hotel mit Drahtverzäungen, Waffen und Panzern verteidigten, um Sicherheit in einer Stadt ohne Gesetz von ca. 6 Millionen Einwohnern zu verlangen.

Die Stimmungen ist jedesmal erhitzter, und das, was mit bescheidenen Bitten angefangen hat, hat sich jetzt in aufbrausende Gespräche mit den Besatzungstruppen und in vielen Fällen mit antiamerikanischen Slogans verwandelt.

„Die letzte Plünderungsszene fand im Zentrum für islamische Studien mit 15 000 Bänden statt, welches seinen Sitz im hinteren Teil des Ministeriums für islamische Angelegenheiten hat und heute Vormittags angegriffen und in Brand gesteckt wurde.

„Auch die Nationalbibliothek von Irak war gestern Abend Gegenstand der Barbarei und die Mehrzahl der Million Dokumente, Bücher, Landkarten, Mikrofilme und Archive wurde geraubt bzw. vernichtet".

Der Direktor dieser Bibliothek versichert, daß „antike Exemplare des Koran und die erste 1869 in Irak in persischer Sprache herausgegebene Zeitung verloren gegangen seien. Seit der Invasion der Mongolen hatten wir nichts Ähnliches erlebt, es sind 700 Jahre Geschichte verloren gegangen, behauptete er.

Etwas Ähnliches ist im Nationalmuseum von Bagdad passiert. Am vergangenen Sonnabend haben die Presseagenturen berichtet, daß das Nationalmuseum von Irak, mit unschätzbaren Sammlungen der sumerischen, akkadischen, babylonischen und assyrischen Kulturen, neben einmaligen islamischen Texten, völlig von einem Schwarm Plünderer ausgeraubt wurde, die seit Donnerstag das in der irakischen Hauptstadt herrschende Chaos nutzen, seitdem die englischen und US-amerikanischen Truppen angekommen sind.

„Die Vandalen nahmen unersetzbare Schätze von den ersten Zivilisationen mit, Goldbehälter, Ritualmasken, königliche Schmuckgegenstände, Lyren mit Inskrustationen von Juwelen und Gegenstände aus dem antiken Mesopotamien. ‚Es wurden 7 000 Jahre Zivilisation ausgeplündert‘, jammerte ein Angestellter der Einrichtung."

Eine hervorragende kubanische Künstlerin, die Malerin Lesbia Van Dumois, Vizepräsidentin von Casa de las Américas, ist eine der Kubaner, die das Privileg hatten, das Nationalmuseum von Bagdad zu besuchen, und den Reichtum, den dieses Erbe der Menschheit angesammelt hatte, zu sehen, das vor den Augen der Invasionsmacht von Irak ausgeplündert worden ist, und sie will heute auch ihr Zeugnis für unser Podiumsgespräch ablegen.

Lesbia Van Dumois.- Ich glaube, daß es wirklich ein Privileg war, an alles, was heute mit diesem Museum geschehen ist, zurückdenkend Ende der 80iger Jahre die Gelegenheit gehabt zu haben, anläßlich eines Treffens der Internationalen Gesellschaft für Bildende Künste, die die UNESCO betreut, in dieser Stadt — wirklich einer wunderschönen Stadt — gewesen zu sein, und unter den vielen dort stattgefundenen Veranstaltungen, das Museum besucht zu haben, in dem sich alle Werte, nicht nur dieser ursprünglichen Stadt befanden, die selbst der Stamm unserer westlichen Kultur ist; sondern Stücke dort gesehen zu haben, die Möglichkeit gehabt zu haben, die Tontafeln des Alphabets in Keilschrift, die Köpfe, alle Goldsammlungen, zu sehen, die in diesem Museum sehr gut ausgestellt vorhanden waren.

Ich weiß nicht, hatte dieses Museum ... ?. Als Gebäude war es sehr antik; aber ich glaube, daß es ein oder zwei Jahre vor unserem Besuch restauriert worden war.

Ich glaube, an Bagdad zu denken, bedeutet für mich, außer diesen Werten, einer anderen Welt gegenüberzustehen; eine Stadt, die außerdem eine ziemlich schöne Architektur hatte. Das Museum war kein riesiges Museum gewesen, es beeindruckte nicht so sehr durch seine Architektur, sondern durch seine inneren Werte, mit einer Museographie, die es dir ermöglichte, die Geschichte, die dort erläutert wurde, zu verstehen; und es waren dort diese wunderbaren Köpfe, eine wirklich beeindruckende Menge von Goldstücken.

Gut, obwohl das nicht zu jenem Museum gehörte, da wir erfahren haben, daß es sehr stark ausgeplündert wurde, möchte ich nicht abschließen, ohne darüber zu sprechen, daß ich die Möglichkeit hatte, Babylon zu besichtigen, eine Stadt, die einen deprimierenden Eindruck machte, weil dieses Babylon nicht mehr das ist, welches wir finden wollten; aber ich hatte die Gelegenheit, diesen wunderbaren Fries voll Griffen zu sehen und wenigsten eine der Figuren, einen Löwen von den Schnitzereien, die damals in diesem Territorium existierten, die in Wirklichkeit die Summe einer Kultur und von einem zu beneidenden künstlerischen Ausdruck waren, von denen wir hoffen, daß einige Stücke gerettet werden können, damit sie als Erbe dieser Menschheit, die wir zerstören, dienen können.

Journalist.- Lesbia, im Laufe der Geschichte waren Bagdad und das irakische Territorium bereits von Wertes seines Erbes beraubt worden, die sich schon in anderen Museen der Welt befanden. Aber ungeachtet dessen, wenn Sie den Wert dieses Museums, den Wert von allem, was dieses Museum an Schätze ansammelte, mit anderen, wie das britische und anderen Museen auf der Welt, vergleichen könnten.

Lesbia Van Dumois.- Gut, ich glaube, daß die Mehrzahl der Museen anderer westlicher Länder sich von der Ausplünderung der Schätze, die ihnen nicht gehörten, ernährt haben, nicht wahr? Wenn wir an Mexiko denken, dann befinden sich viele von dessen prähispanischen Gegenständen in Europa, auch von Pergamon befinden sich fast alle Schätze in anderen Städten. Ich habe heute mit der Direktorin unseres Nationalmuseums gesprochen, die eine langjährige Erfahrung bezüglich des Kulturerbes hat. Die Museen sind nicht das, was gerade in den Sälen ausgestellt wird. Ich habe nicht die Gelegenheit gehabt, mir dessen Fonds anzusehen, aber ich stelle mir vor, daß zusammen mit dem, was dort gezeigt wurde, die Schätze, die in den Fonds vorhanden gewesen sein konnten, was sein Kulturerbe ist, einfach nicht zu bewerten wären. Es ist nicht einzuschätzen, weder der geldmäßige Wert noch der rein kulturmäßige, d. h. die Möglichkeit, daß Du das genießen kannst, sehen kannst, daß diese Schätze einem Land gehören, und diese Kunstgegenstände in diesem Land sind, ist etwas, was man nicht bewerten kann.

Randy Alonso.- Robert Fisk, einer der Journalisten, der sehr tiefgründig das Gebiet des Mittelostens kennt, der auch mit seinem Stift das kulturelle Erbe der arabischen Länder verteidigt hat, fragte sich vor einigen Tagen in einem Artikel: „Warum? Wie konnten sie das machen? Warum erlaubten die US-Amerikaner, als die Stadt schon in Flammen aufging und die Anarchie Besitz ergriffen hatte und weniger als drei Monate nach der Beratung von US-Archäologen und Funktionären des Pentagons über die Schätze des Landes und das Archäologische Museum von Bagdad in eine militärische Datenbank eingetragen wurde, daß der Pöbel das uneinschätzbare Erbe des antiken Mesopotamien zerstörte? Und das alles ist geschehen, während der Verteidigungsminister der USA, Donald Rumsfeld, die Presse verspottete, weil sie sagte, ‚die Anarchie habe sich Bagdads bemächtigt.‘

Robert Fisk, der sich heute auch gefragt hat, wie es möglich sein konnte, daß 2 000 Soldaten die Ölgruben in Kirkuk bewachten, und es keine 200 US-amerikanischen Soldaten gab, die das große Kulturerbe von Mosul beschützen könnten.

Robert Fisk hat sich heute gefragt, warum die US-amerikanischen Truppen das Innen- und Energieministerium von Irak umringt haben, während in der restlichen Stadt das kulturelle Erbe jener Nation wahllos geplündert wird.

Das ist auch ein deutlicher Ausdruck der Barbarei des Angreifers, der Unkultur dieser US-amerikanischen Verwaltung, die beabsichtigt, diese faschistische Weltdiktatur zu etablieren; eine Verwaltung, die durch Betrug zur Macht kam und versucht hat, die Legitimation mit Gewalt zu erreichen; eine Verwaltung, die sehr weit von den wirklichen Idealen des US-amerikanischen Volkes entfernt ist, eines idealistischen Volkes mit edlen Gefühlen, welches Pablo Armando Fernández in Innersten seines Lebens kennengelernt hat und mit dem kulturellen Reichtum des echten US-amerikanischen Volkes er auch austauschen konnte.

Wie beurteilt heute Pablo Armando Fernández die Kultur, die Ideen und die Rolle des US-amerikanischen Volkes gegenüber dieser neofaschistischen Clique?

Pablo Armando Fernández.- Gut, in Wirklichkeit bin ich 1945 in die USA gekommen, es gab einen Krieg gegen den Faschismus. Wie viele Jahre sind vergangen? Sagen wir ein halbes Jahrhundert. Fünf Jahre später war es schon nicht mehr das gleiche Land, McCarthy versuchte schon, es zu ändern, es schmutzig, häßlich zu machen, er hat viel Schaden angerichtet.

Ungeachtet dessen, bleibt dieses Volk, über welches wir gerade gesprochen haben, über welches wir die ganze Zeit sprechen, diese Bürger, die Nicht in unserem Namen sagen, nach wie vor ein großes Volk.

Aber die US-amerikanische Nation bereitet mir Sorgen. Denken wir daran, daß die USA die erste Revolution gegen den Kolonialismus auf diesem Kontinent geführt haben; ziehen wir jene Sklaven in Erwägung, die nach einem Bürgerkrieg zwischen den kapitalistischen Herren — Kapitalisten von beiden Seiten, aber mit verschiedenen Interessen, — einen Bürgerkrieg durchführten und diese Sklaven befreiten, die ihnen eine Stimme und einen Teil des Gesichtes der USA gaben. Denken wir an die Juden, Islams und Cristen, die vor der Verfolgung in ihren Ländern geflohen sind, und dort verzweifelt, hungrig, enttäuscht angekommen sind, und wie alle diese Leute, die Nachfolger all dieser Völker, dieser Nation einen Geist geben wollten. Dieser Geist wurde durch die Poesie, die Erzählkunst, das Essay, das Theater, die Musik, die Filmkunst vergeben, genau so wie das uns nach und nach ein tatsächlich tiefgreifendes, ein ernstes Konzept des Geistes, der Seele von dem gab, was den US-Amerikaner darstellen könnte. Diese Menschen sind dort, und diese Menschen sind so mächtig, daß ihre Stimmen ständig fordern, daß dieser Krieg nicht in ihren Namen geführt wird. Dieser Krieg, der die ganze Welt erschüttert. Denn im Augenblick sehen wir, das kulturelle Erbe beraubt wird, und ich habe große Angst davor, daß das geistige Erbe dieser Nation geplündert wird.

Wir sind trotzdem sicher, daß alle diese Damen und Herren, alle diese Männer und Frauen, die diese Dokumente unterzeichnet haben, für die Verteidigung dieses Geistes sind, und das ermutigt; aber man kann nicht unvorsichtig sein, und sie auch nicht. Wir können nicht unvorsichtig sein, weil wir nein sagen, aber diese finsteren Kräfte, diese Kräfte ohne Seele können das Tiefste dieses Geistes beschädigen, der auch unserer ist, weil dieser Geist sich so weltweit verbreitet hat, daß er sehr stark die Literatur, die Filmkunst, das Theater und alle den Rest der Menschheit beizumessende Künste, beeinflußt hat Und im Moment steht man vor der Tatsache, daß sich Simone de Beauvoir wunderbar über Faulkner äußert, und so ist das unter den anderen geschehen; in England, in Frankreich und in Italien herrscht eine tiefreichende Bewunderung für diese Menschen, die ein Vorbild von dem geben, was die Empfindlichkeit, das Talent, was die Phantasie eines Volkes ist, das sich als solches definieren möchte.

Wir wollen alle hoffen, daß sie ihre Stimme weiter erheben, damit dieses Land sein Gesicht und seine Stimme behält; aber es ist auch unsere Verantwortung, sie zu schützen, uns um sie zu sorgen, diesen Geist zu fördern, indem wir ihnen sagen: „Ihr seid dort, dort sollt ihr kämpfen, aber wir hier werden mit Euch kämpfen, wir werden alle überall zusammen sein, und jene werden nicht siegen."

Sie werden nicht siegen, weil ihre Vereine einen sehr dunklen Hintergrund haben, und diese Dunkelheit erzeugt kein Licht; dementsprechend werden wir diese für unser Wesen unerläßlichen Stimmen unterstützen, die die Stimmen dieser US-amerikanischen Brüder sind, die aus der Kunst und der Kultur, den universellen Geist bilden, der uns allen beisteht.

Randy Alonso.- Und, ohne Zweifel, aus dieser Stimme des US-amerikanischen Volkes, aus der seine große Kultur stammt, aus der auch dieser Geist stammt, den die kubanischen Künstler jedesmal gefunden haben, wenn sie dieses Land besucht haben und beim Volk wohl gesehen waren, genau so wie die US-Amerikaner in Kuba, wenn sie unser Land besuchen. Das ist Bestandteil der kulturellen Tradition und der noblen Tradition des edlen US-amerikanischen Volkes, sowie es das Ballet-Ensemble von Lizt Alfonso bei der neulich in diesem Land durchgeführten Tournee empfunden hat. Es war in zahlreichen US-amerikanischen Städten, unter anderen, New York, es war in Cleveland, Seatle, in Austin, Texas; New Haven, in Conneticut und in anderen Orten der US-amerikanischen Geographie und erhielt anerkennenden Kritiken der The New York Times, die davon berichtete, daß das Ensemble mit Erfolg am Sonnabend Abend aufgetreten ist, als sich Lizt Alfonso im Brooklyn Center der Stadt New York vorgestellt hat, oder der Chicago Sun Times, die erklärte, daß „das Ballett von Lizt Alfonso eine sinnliche Mischung von Feuer und Gewürz ist", und als „einen prächtigen Flamenco auf kubanische Art" bezeichnete es eine andere wichtige Publikation jenes Landes.

Was ist Lizt Alfonso bei ihrem USA-Besuch begegnet? Lizt befindet sich hier bei uns im Publikum, und ich möchte sie darum bitten, daß sie uns von diesem Gefühl erzählt, das sie in den USA aufgetroffen hat. Und auch wie sie den Widerspruch eines im Krieg befindlichen Landes und die Kundgebungen, die auf den Straßen stattfanden, erlebte. Was kann uns Lizt von diesem US-amerikanischen Volk erzählen, dem sie von der Bühne aus gegenüberstand, aber mit dem sie sich während dieser Tournee im gesamten US-amerikanischen Territorium verbrüdert hat?

Lizt Alfonso.- Schau, ich habe festgestellt, daß der menschliche Geist, der Geist der Solidarität, der Liebe, des Vertrauens und der Sicherheit, worüber Pablo Armando Fernández gerade gesprochen hat — und mir hat alles, was er sagte, so sehr gefallen — ich stelle fest, daß das über allem stehen kann..

In Wirklichkeit bricht die Kunst — wir alle wissen das — sämtliche Barrieren, für die Künstler gibt es nichts Unmögliches, und das ist es, was uns während dieser USA-Tournee geschehen ist.

Ich erinnere mich daran, daß ich meiner Mutter Emails von dort aus geschrieben habe und ihr sagte: „Es hat noch kein Publikum gegeben, das uns widerstehen kann. Wenn wir die „Malageña" tanzen (das ist die erste Programmnummer) und enden, erdröhnt das Theater von stürmischem Beifall. Das ist das Thermometer der gesamten Vorstellung. Kannst Du Dir vorstellen, was am Ende passiert? Tatsächlich, zum Schluß stand immer das ganze Publikum auf.

Oftmals wurden die Vorstellungen unterbrochen, denn wenn ihnen etwas gefallen hat, dann drückten sie das als sehr ausdrucksvolle Personen einfach mit Zurufen, mit Beifall aus, und das ist es, was wir erhalten haben.

Glücklicherweise war in den Tagen, als wir dort waren, der Krieg noch nicht entfesselt worden, er begann als die Tournee zu Ende war. Aber bevor der Krieg begann, waren wir Zeugen dafür, daß die Menschen in vielen Städten gegen den Krieg waren. Sie wollten den Krieg nicht, und sie haben das in allen möglichen Formen zum Ausdruck gebracht; das heißt, gleichsam haben sie das dir gesagt, ebensogut haben sie Kundgebungen auf der Straße durchgeführt, oder als wir in bestimmten Universitäten ankamen, — ich erinnere mich in diesem Moment an La Jolla — standen alle Studenten an den Straßenecken mit Transparenten, die lauteten: „Bitte, wenn Sie gegen den Krieg sind, hupen Sie" zwei- oder dreimal.

Ich erinnere mich auch daran, daß in Seattle, was uns persönlich sehr beeindruckt hat, daß in fast allen Wohnungen —wir wollen nicht verallgemeinern— Plakate mit der Anschrift: "Nein zum Krieg" zu sehen waren, und das hat uns wirklich beeindruckt, weil wir selbstverständlich mit dem Krieg nicht einverstanden sind.

Ich bin der Auffassung, daß der Mensch, weder seine eigene Vernichtung, noch die Vernichtung seiner Kinder, oder die Vernichtung der Geschichte, oder der Menschheitsgeschichte will, und deshalb sage ich dir, daß dies eine Tournee war, in der die Liebe und die Verständigung herrschte.

Sie haben großes Interesse für Kuba, sie möchten über Kuba wissen, und glücklicherweise waren wir dort, um ihnen zu sagen: „Wir sind Kuba, und Sie können uns fragen, was Sie möchten." Wir haben 23 Vorstellungen gegeben, auch spezielle Vorstellungen für Kinder. Wir haben Konferenzen gegeben, Meistervorlesungen gehalten, und sie hatten großes Wissensbedürfnis darüber, was wir machen, was an allen Orten, wo wir waren, festzustellen war.

Randy Alonso.- Lizt, hier wurden die Gedanken von Lincoln in Erinnerung gerufen, daß das ganze Volk nicht die ganze Zeit betrogen werden kann, und ich glaube, daß alles, was Du über die Kundgebungen auf den Straßen erzählt hast, und was wir gesehen haben, auch ein Ausdruck dieses Gefühles desselben US-amerikanischen Volkes ist, welches trotz der ganzen mediatischen Macht und trotz aller ideologischen Sprungfedern, die zur Rechtfertigung der „Gerechtigkeit" dieses Krieges verwendet wurden, wie sie es darzustellen, versucht haben, sich auch das Volk auf die Straßen begeben hat, um gegen ihn zu protestieren.

Aber dieselben Gedanken könnten wir auf den Fall Kuba anwenden. Welchen Kenntnisgrad über die kubanische Realität hast du bei diesen Studenten, mit denen Du Kontakt aufgenommen hast, bei diesem Volk, das Du getroffen hast, angetroffen, und welches Gefühl hast Du bei ihnen, Dir und Kuba gegenüber, gespürt?

Lizt Alfonso.- Über Kuba gibt es wirklich kaum Information. Viele Leute dort wissen kaum, wo Kuba liegt, und vielmals sagen sie: „Kuba, das Kuba von Castro, Fidel Castro ist Kuba." Und ich habe ihnen gesagt, daß wir alle Kuba sind.

Sie haben stets einen Austausch, eine sehr große Annäherung, gesucht, damit wir ihnen alle diese Details erklärten. Einmal haben wir sogar die Gelegenheit gehabt, mit Schülern von Mittelschulen und Gymnasien — letzteres sind dort die High Schools — austauschen zu können, und die Lehrerinnen haben uns gesagt: „Wir haben sie vorher vorbereitet, damit sie Bescheid wissen und ihnen alle Fragen stellen können, die sie möchten: Wie Kuba ist, was in Kuba gemacht wird", und sie haben alle möglichen Fragen gestellt, einige sehr interessant, andere weniger interessant, aber schaut, wir waren dort, um alles zu beantworten, weil, ich wiederhole, wir sind Kuba.

Du hattest über Lincoln gesprochen. In einer vorhergegangenen Tournee haben wir die Möglichkeit gehabt, die Lincoln-Gedenkstätte in Washington zu besuchen, und das war sehr beeindruckend gewesen, weil ich verstehe, daß Lincoln für die USA das Gleiche ist, was Martí für Kuba bedeutet. Und es war echt beeindruckend und von historischer Bedeutung, etwas näher seine Worte darüber zu studieren, wie der Weg sein soll, dem die Menschen bei der Entwicklung der Menschheit folgen sollen. Wie gesagt, es war sehr herzergreifend, eine sehr gute Tournee, in der sich erneut die Bündnisse der Völker, der Menschen durch die Kunst vertieft haben.

Randy Alonso.- Auch ein Ausdruck dafür, wie die Kultur der Barbarei die Stirn bieten kann, wie gegenüber der Verbreitung der faschistischen Ideen, die Ideen der Brüderlichkeit, des Humanismus, des Besten der Menschen auch im US-amerikanischen Volk gedeihen und diesen Austausch zwischen Kuba und den USA ermöglichen. Einen Austausch, Lizt, den zur gleichen Zeit, als Du dort warst, auch die kleinen kubanischen Kinder von „La Colmenita" (der kleine Binnenstock) hatten, und Cremata, sein Direktor, sitzt auch bei uns im Studio zusammen mit einigen der Mitgliedern des kleinen Binnenstocks, der in die USA gereist ist.

Ich möchte Dich, Cremata, um deinen Eindruck über diesen Kontakt mit dem US-amerikanischen Publikum bitten. Wie hat Euch dieses Publikum empfangen, und zwar ausgehend von der Erfahrung als nicht berufsmäßiges Ensemble, wie es das von Lizt ist, sondern als eine Gruppe von Kindern, die die Kunst der kubanischen Kinder in die USA bringen wollten, und wie auch ihr — weil ich einige Berichte gelesen habe, die aus den USA geschickt wurden — einen karikaturesken Ausdruck dieses Faschismus dort, in den USA selbst, getroffen habt.

Carlos A. Cremata: Laß mich ein ganz kleines Märchen erzählen, und dieses, wie alle Kindermärchen, hat ein „Es war einmal...", nicht wahr?

Es war einmal ... Wir haben im Jahre 1998, hier in Kuba, im Nationaltheater, eine Vorstellung von „La Cucarachita Martina" gegeben, und zwar jene, die wir damals mit den Kindern der Schule „Solidarität mit Panama" gemacht haben. Zu dieser Vorstellung war eine große US-amerikanische Delegation von Persönlichkeiten der Wissenschaft und Kultur anwesend, es waren Mohamed Alí, Edward Ashner und viele wichtige Wissenschaftler anwesend...

Dort hat diese ganze Idee angefangen, das heißt, plötzlich sagte Mohamed Alí sehr beeindruckt, nachdem er das gesehen hat, daß, „wenn dieses Programm in den USA vorgestellt werden könnte, das mehr von der Kultur, Bildung und Gesundheit in Kuba sagen könnte als tausend Reden". So hat er gesagt. So hat die Schneelavine angefangen zu rollen, und Patch Adams, „der Arzt des Lachens", hat sich beteiligt, es haben sich auch Belafonte und die mythische Gruppe Bread and puppet theater beteiligt ... viele Menschen und viele Organisationen. Und dann gelang es einer wunderschönen Stiftung, die mehr als 15 000 US-amerikanischen Persönlichkeiten nach Kuba gebracht hat und Global Exchange heißt, zu erreichen, was nach vielen Jahren unmöglich schien: Nach mehr als 45 Jahre die erste kubanische Kinderkünstlerdelegation in die USA zu bringen, so lautete der Slogan, den sie verwendeten.

Wir fragten uns: Gut, und vor 45 Jahren? Ich weiß nicht, aber vor mehr als 45 Jahren scheint es mir schwieriger gewesen zu sein; aber gut, das war der Slogan der Delegation.

Wir sind dort angekommen, und das Erste, was uns nach so vielen so schwierigen Hindernissen passierte, war das berühmte Problem mit den Visen, worunter alle gelitten haben, und dieses Problem war so hart, daß uns erst am Ausreisetag die Visen übergeben wurden. Uns wurde gesagt, daß alle Visen erteilt wurden, und als wir kamen, waren vier vergessen worden, darunter, daß der Fachkraft die Mabelita begleiten sollte, ein Mädchen, das das ganze Volk von Kuba kennt, bewundert und liebt, und wir die Biennenkönigin nennen, das Mädchen von der Schule „Solidaridad mit Panamá", das dieses beeindruckende Talent besitzt, und das jetzt in der Fachschule für Kunstausbilder studiert, und Mabelita konnte nicht reisen. Das hat ihr selbstverständlich diese ganze logische Traurigkeit verursacht, nachdem sie sich sehr hart für diese Tournee vorbereitet hat und nun nicht reisen konnte, weil die Begleitperson, die sie betreut, nicht reisen darf. Außerdem konnten vier Kollegen, die für die Tournee unerläßlich waren, auch nicht reisen.

Dann, bei der ersten Vorstellung, an der Katholischen Universität von San Diego, einer wunderschönen Universität, ist eine für unsere Begriffe ungewöhnliche Sache passiert: über Presse, Rundfunk und Fernsehen ist uns bekannt gemacht worden, daß Alpha-66 eine Kundgebung gegen ganz kleine Kinder, die da drin gerade gesungen haben, etwas wirklich Abwegiges vorbereitet — da können sie es sehen.

Randy Alonso.- Der Faschismus nimmt keinerlei Rücksichten.

Carlos A. Cremata.- Nein, natürlich nicht.

Die Polizei ist aufmarschiert, Streifenwagen, schwer bewaffnete Polizisten, diese, die wir in den Filmen sehen, und am Ende, wie man uns so oft erzählt hat, waren da nur sechs Personen, nicht mehr, sechs Erwachsene mit lächerlichen, kleinen Transparenten, worauf ein paar unsinnige Sachen geschrieben waren, nicht wahr? Unter diesen Umständen marschierte dort die lateinamerikanische Solidarität auf, das hatte man uns auch erzählt, es gibt eine Gruppe von lateinamerikanischen Kameraden, die sofort Kuba unterstützen.

Sie haben uns erklärt, daß unser Aufenthalt in Los Angeles viel schlimmer sein würde, da San Diego eine friedlichere Stadt als Los Angeles ist. Nachher ist wirklich nichts weiter passiert. Ich kann mir die Lächerlichkeit vorstellen, solche Sachen zu machen, wenn so kleine Kinder drin über den Frieden, über die Liebe singen. Dann ist nichts mehr passiert. Was während der ganzen Tournee passiert ist, war das Gleiche, wie bei Lizt: eine außerordentliche Zuneigung eines wunderbaren Volkes. Alle, alle Personen, die sich uns näherten, die mit uns zu tun hatten ... der menschliche Kontakt war außerordentlich schön.

Wir sind in großen Theatern aufgetreten, wie dem Conga Room, dem berühmten Nigth Club von Jennifer López und Andy García in Los Angeles; im Brava Theater von San Francisco, in großen Theatern, vorzüglichen Theater von dort.

Aber wir hatten auch die Möglichkeit, Schulen zu besuchen, wie Lizt es erlebt hat. Wir waren in einer öffentlichen mittellosen Schule für arme Kinder, in der Hoover High School, wo wir gesehen haben, wie die Kinder durchsucht werden, bevor sie die Schule betreten, das heißt, damit sie keine Hieb- und Stichwaffen mitbringen, etc.; wie die Schule verschlossen war, mit Schlössern überall, was sich unsere Kinder gar nicht vorstellen konnten.

Am nächsten Tag waren wir in einer Schule in Los Angeles, die Cross Rouge School heißt, das ist eine Schule für Reiche, die 15 000,- Dollar im Jahr kostet, und der Preis erhöht sich jedes Studienjahr um 2 000 Dollar. Dort konnten wir den Kontrast, den wir in Venezuela, in Panama erlebt haben, sehen und darüber sprechen, aber in den USA sieht man wirklich den Superkontrast.

Wir waren in einer sehr schönen Schule, die „Semillas del Pueblo" (Samen des Volkes) heißt, in die viele asiatische, afronord- und lateinamerikanische Kinder gehen, wo es ähnliche Prinzipien, wie im „La Colmenita", gibt, und nachdem sie die Vorstellung gesehen hatten, baten sie uns darum, für sie eine Colmenita dort in Los Angeles zu organisieren ... Wunderbar!

Wir haben drei Programme mitgenommen: auf Englisch und auf Spanisch, Programme vollkommen auf Englisch und zweisprachige Programme, und zu diesen gehörte „Traum einer Sommernacht", ein Paradigma der angelsächsischen Kultur, aus kubanischem Blickwinkel betrachtet, und das hat etwas Außerordentliches erreicht, eine absolute Stille jenes Publikums, welches so viele Fassungen von Shakespeares Werk kennt.

Wegen allen diesen Dingen bekamen wir die Schlüssel der Stadt San Francisco überreicht. Wir bekamen im Bundesdistrikt und der Stadt von Los Angeles sehr schöne Verdienst-Urkunden überreicht. Wir wurden zu einer Kammer-Tagung mit Live-Übertragung eingeladen. Plötzlich wurde die Kammer-Tagung unterbrochen, und die Kinder begannen, „Chivirico" zu singen, und da haben alle Senatoren angefangen zu tanzen. Ich stelle mir vor, daß dieses „Durcheinander", das wir in die Kammer gebracht haben, nicht sehr üblich ist.

Eine sehr wichtige Sache, der Bundesstaat California hat vor kurzem den Beschluß Nr. 39 gegen die Blockade verabschiedet, was diesem Bundesstaat große Ehre macht. Danach haben sie einen zweiten Beschluß zur Verbrüderung von Städten verabschiedet und einen dritten, den Beschluß Nr. 521, der irgendwo vorliegt, zu Ehren der Colmenita, unter anderem, weil sie das erste kubanische Kinderensemble ist, das seit mehr als 45 Jahre dort aufgetreten ist. Und vor allem deswegen, weil es um die Künste und die Vorbeugung der Jugendgewalttätigkeit kämpft. Das ist etwas, was wirklich außergewöhnlich war.

Ich erzählte darüber, daß die letzte Vorstellung sehr hart war, weil wir doch vom Krieg überrascht wurden. Das heißt, während der vorletzten Vorstellung, 30 Minuten vor Beginn, wird uns gesagt: Eben hat der Krieg angefangen. Diese Vorstellung war sehr hart für uns.

Am nächsten Tag, wie man weiß, ist die Bevölkerung von California und besonders aus San Francisco — so linksorientiert und so fortschrittlich — sind alle jene Menschen auf die Straßen gegangen, sie haben die Straßen gesperrt, haben sich mit an dem Elektropfosten befestigten Ketten verkettet, auf den Boden gelegt, usw., und sie haben uns erläutert, daß die letzte Vorstellung, die immer die schönste ist, nicht stattfinden konnte, weil es uns nicht gelingen würde, bis zum Theater zu gelangen, und so haben wir plötzlich die Vorstellung abgesagt. Die Vorstellung war für 19:00 Uhr vorgesehen gewesen und gegen 16:00 Uhr wird uns mitgeteilt, daß das Theater am Sieden war, und die Leute direkt von der Kundgebung dorthin gingen, und daß wir die Vorstellung nicht ausfallen lassen dürften, und ein Weg gefunden werden mußte, um ins Theater zu gelangen. Stelle Dir vor, was das bedeutete!

Selbstverständlich haben wir uns nicht geweigert. Wir erschienen dort und es wurde eine Vorstellung, die wir nie vergessen werden, d. h. sie hatte eine besondere elektrische Anziehungskraft. Jenes Publikum, das uns erzählte, daß es seit dem frühen Morgen auf den Straßen auf Kundgebungen veranstaltete, und anschließend hierher kam, um sich gegen den Krieg kundtat, um für den Frieden zu singen, und das sogar mit kubanischen Kindern. Es war gerammelt voll, das Theater war gestopft voll, und die Leute, wie Lizt sagte, begannen Geräusche von sich zu geben, als ob sie bei einem Fußballspiel wären, eine sehr eigenartige Sache.

Randy Alonso.- Ein starker Eindruck, Cremata. Ich stelle mir vor, daß dies auch mit den gleichen Überlegungen zu tun hat, die ein Journalist in San Francisco darüber anstellte, als jene faschistische Verwaltung ihr Recht proklamierte, jeglichen dunklen Winkel der Welt anzugreifen und einen Krieg gegen Irak begann, wo viele Kinder starben. Die kubanischen Kinder, die dort in San Francisco waren, haben fürwahr auch eine unglaubliche Lektion von Humanismus und Solidarität erteilt. Ich las in einem der Medien von San Francisco über die Geste der kubanischen Kinder.

Ich möchte, daß Du uns auch darüber etwas erzählst.

Carlos A. Cremata.- Ja, darüber wollte ich zum Schluß erzählen, weil uns das plötzlich passierte. Wir mußten eine Entscheidung treffen, und ich glaube, das war eine sehr schöne Entscheidung, und zwar, daß alles, was während der Tournee auf kommerzielle Weise erhoben würde, der kubanischen Kinderheilkunde gespendet werden sollte. Wir hatten uns selbst diese Verpflichtung vor der Reise auferlegt und sie, Global Exchange, die US-amerikanischen Freunde, selbstverständlich auch. All das mit den gerammelt vollen Theatern, den Eintritt, etc. wollten wir der kubanischen Kinderheilkunde spenden. Aber als wir dort ankamen, erfuhren wir, daß aufgrund des Krieges die Fonds für Sozialhilfe, für die medizinische Betreuung der Kinder in California brutal reduziert wurden. Unter diesen Umständen haben wir uns alle gemeinsam für 50:50 entschieden, das heißt, die Hälfte für die kubanische Kinderheilkunde mitzubringen, und die andere Hälfte dort für die armen Kinder von California zu hinterlassen, die dort gesehen haben. Sie befinden sich in einer außerordentlich kritischen Situation. Wir haben das auch den US-amerikanischen Freunden gesagt, und das erweckte eine sehr schöne Antwort darüber, wie die Zukunft sein muß, und zwar Kulturen untereinander teilen und daß die Völker untereinander teilen. Und gerade die Kinder sind es, ich bin mir dessen sicher, die dies tun werden. Das gehört uns, wir sind das wert, beide Kulturen und beide Völker, und es wird passieren, und die Kinder waren Botschafter von dem gewesen, was sicherlich geschehen wird.

Randy Alonso.- Es ist ohne Zweifel ein Sieg des Besten des Menschen, des Humanismus gegenüber der Barbarei und der faschistischen Unkultur.

Danke, Cremata, für Dein Zeugnis.

(Es werden Videoabschnitte zum Thema gezeigt)

Randy Alonso.- Dieser Aufruf der kubanischen Künstler und Schriftsteller — wie uns am Anfang unseres Podiumsgesprächs Carlos Martí gesagt, und in seinem Kommentar Roberto Fernández Retamar bestätigt hat — hat sich in der Bewegung der US-amerikanischen Intellektuellen inspiriert, die „Nicht, in unserem Name" gesagt haben. Er hat sich an den Intellektuellen inspiriert, die in Europa und in Lateinamerika auch ihren Protestschrei gegen diesen ungerechtfertigten Krieg bezeugt haben. Und es ist so, daß für diese große Bewegung, für diesen Aufruf, den auch die kubanische Intelligenz zur Gründung einer internationalen antifaschistischen Front gemacht hat, neue Stimmen der linken Intelligenz unseres Kontinents und in Europa, eine wichtige Rolle spielen müssen und in der Tat tun sie es schon, aus der sozialen Bewegung heraus. Fernando Martínez Heredia, aktiver Teilnehmer an den Foren von Porto Alegre, Kenner der Geschichte dieser neuen Stimmen der lateinamerikanischen und europäischen Linken, ist Zeuge des Entstehens und Aufschwungs dieser Linken gewesen.

Ich möchte, daß Sie, Fernando, uns Ihre Einschätzung geben, wie diese Linksintelligenz, mittels ihrer mündlichen und schriftlichen Verlautbarungen, dem Wiederaufleben des Faschismus, den man vom Weißen Haus der Welt aufzuerlegen aus beabsichtigt, die Stirn geboten hat.

Fernando M. Heredia.- Es ist sehr wohltuend, nach Crematas so ergreifender Erzählung über California das Wort zu ergreifen. Man sieht, wie es möglich ist, sich dort, innerhalb des Monsters selbst —wie damals Martí schrieb—, den Kräften gegenüberzustellen, die doch die Kräfte des Bösen sind.

Ich werde nur ein bißchen über die Intellektuellen sprechen, die ihre Opposition zum Imperialismus zum Ausdruck bringen, und über diejenigen, die darüber hinaus gehen, indem sie die Hauptprobleme der heutigen Welt analysieren, wobei sie nach Wegen suchen, bei den Menschen Bewußtsein herausbilden, und durch den Kampf gegen den Imperialismus zur Schaffung einer menschlicheren Welt, als der jetzt bestehenden, beitragen.

Es steht fest, daß das Wichtige in der Gegenwart der Widerstand ist. Zu Beginn der 90iger Jahre versuchte man zu behaupten, daß es niemals wieder Widerstand geben würde und sogar, daß die Geschichte zu Ende ginge.

Gegenwärtig würde sich niemand trauen, das zu sagen, und das obwohl das imperialistische Angriffsniveau größer als je zuvor ist. Ich bin der Meinung, daß dies bereits eine erste Lehre ist.

In Seattle, im November 1999, wurde man sich einer Sache bewußt, die bereits in den letzten Jahren vorkam, und zwar ein wachsender Protest derjenigen in der Ersten Welt, die zum Beispiel in Birmingham, England, im Mai 1998, in großen Menschenmengen, protestierten und den Schulderlaß der Völker der Dritten Welt verlangt haben; oder derjenigen, die das auch davor in Köln, Deutschland, getan haben, oder das in Genf weiterführten. Es gibt auch diese Kampagne von Intellektuellen, wie Ramonet, gegen die einheitliche Denkweise. Sie strömten zusammen und dann erschienen sie erneut, ersichtlicher, diese Gruppe von Intellektuellen der Ersten Welt, die niemals vor dem Kapitalismus aufgegeben hat.

Andererseits ist heute in Lateinamerika, trotz der völkermörderischen Diktaturen der letzten Jahrzehnte und der konservativen Neigung der Universitäten und anderer kultureller Einrichtungen, sowie der allgemeinen Politik eine überaus große politische Kultur vorhanden. Diese unermeßliche Politikkultur ist ein großer Gewinn der Völker Lateinamerikas, den sie teuer bezahlt haben, aber sie fangen gerade an, davon Nutzen zu ziehen. Die lateinamerikanische Produktion von Gedanken und der Sozialwissenschaften — kritisch oder sich gegen die der Beherrschung wendend — ist äußerst wichtig und jedes Mal größer.

Es gibt ein weiteres Phänomen, das mir von großer Wichtigkeit scheint: die wachsende Anzahl derjenigen, die eine intellektuelle Tätigkeit ausüben.

Heute findet man überall soziale und politische Leiter und Aktivisten, die viel fähiger sind, als die, die wir in unserer Jugendzeit kennengelernt haben, und sie versuchen außerdem, die historische Erinnerung der Kämpfe und der Ideen zurückzugewinnen. Erinnerung, die der Kapitalismus zu löschen beabsichtigt, und die Mehrheit der Völker dazu zu verleiten sucht, sie zu vergessen.

Es gibt eine Menge von Tatsachen, die die Aufsässigkeit zeigen — ich denke an Chiapas, oder an das Argentinien vom Dezember 2001 —, die uns stets daran erinnern, daß heute die Aufsässigkeit das Erwachsenenalter der Kultur ist.

Ich möchte mich ein bißchen auf die Weltforen beziehen. In Porto Alegre, Brasilien, sind drei durchgeführt worden, und zwar im Januar jedes Jahres: 2001, 2002, 2003. Sie waren ein Zusammenströmen von Tendenzen, Denkweisen und Protesten aus verschiedenen Regionen der Welt, und sie sind so gewachsen, daß im letzten Forum mehr als 100 000 Personen teilgenommen haben; eine neue Oppositionskraft gegen das kapitalistische System, wie ein riesengroßer Bienenstock.

Es gab dort zum Beispiel 1 700 Workshops — eine Übertreibung —, Dutzende und Aberdutzende von Vorträgen in jenen Theatern, die in Wirklichkeit Sporthallen, Stadiums sind, in denen für 10 000, 12 000 bis 15 000 Brasilianer und Leute aus allen Orten der Welt Platz war, die versucht haben, dort hinzukommen. Das ist eine neue gesellschaftliche Kraft, die Mannifältigkeiten vereinigt und denjenigen Raum und Selbstvertrauen anbietet, die protestieren oder mit mehr oder weniger Bewußtsein das System ablehnen, ohne die Nachteile der politischen Linkssektoren, der praktischen Politik zu haben, weil diese sich in einer sehr nachteiligen Situation befinden.

Die Bewegung wirkt für viele sehr attraktiv, sehr akzeptabel. Sie hat ohne Zweifel zur Aufgabe, Organisationen zu lenken, von denen einige älter, andere in den letzten Jahren entstanden sind, und hat den Nachteil wenn man so will, auch sehr heterogen zu sein, was keine Möglichkeit für einen viel größeren Organisationsgrad als die Foren selbst darstellt, auch nicht um organisiertere Vorschläge als diese hervorzubringen. Aber meiner Meinung nach können sie, und sind es schon, eine antikapitalistische Schule und auch eine Brutstätte für politische Organisationen, die entstehen werden müssen, sein.

Es gibt, und ich möchte noch stärker, darauf aufmerksam machen, nicht nur die Anwesenheit und Tätigkeiten vieler Persönlichkeiten und mehrerer Organisationen, die entschieden antiimperialistisch sind und die Waage zugunsten dieser Handlungsweise neigen, gegenüber anderen, die gemäßigter sind, sondern auch eine große Anzahl von Jugendlichen, die sehr wißbegierig sind und danach streben, Oppositoren zum System zu sein.

Beim zweiten Forum, an welchem noch eine ganz kleine kubanische Delegation teilgenommen hat — es waren Gewerkschaftsleiter wie Pedro Ross und andere Genossen — war es aufregend, die Anzahl von lateinamerikanischen Jugendlichen zu sehen, die überall erschienen sind, wo etwas über Kuba stattfand oder angenommen wurde, daß es stattfinden sollte. Manchmal sind sie sogar irrtümlicherweise zu einem Volksbildungs-Workshop gekommen, und alle haben ihnen dort erklärt: „Nein, nein, aber ..." Sie sagten: „Gut, aber sprechen Sie trotzdem über Kuba; sagen Sie etwas, denn Sie müssen etwas über Kuba wissen."

Das gibt uns eine Idee der Rolle, welche die Mobilisierung einnimmt, und das haben wir vor der Kriegsandrohung und während des Krieges gegen Irak selbst am 15. Februar, am 15. März und jetzt, am 12. gesehen, riesengroße und simultane Kundgebungen in einer großen Anzahl von Ländern.

Ich möchte wenigsten einige Personen, sehr bedeutende Sozialwissenschaftler aus Lateinamerika und anderen Orten nennen: Emín Sader, Michael Lowy, Atilio Borón; Leute wie Eduardo Galeano, der 5 000 Brasilianer am Einweihungsabend der ersten von einer Bauerbewegung die Landlosen-Bewegung ausgehenden Linkszeitung, tief bewegte. Dort vibrierten 5 000 Personen mit Eduardo Galeano, oder mit Sebastián Salgado, diesem wundervollen Fotografen, einem der besten der Welt, der über Fotos und über bäuerlichen Widerstand gesprochen hat.

Joao Pedro Stedile, Leader jener Bewegung hat eine echte Meistervorlesung, wie man in Kuba sagt, — in einem riesigen Stadium — über die Geschichte des Kapitalismus, des Kolonialismus, des Kampfes um die Agrarreform und deren Bedeutung in der Gegenwart gehalten.

Gut, Fernando Solanas, Pino, hat einen wunderbaren Vortrag gehalten. Übrigens — wie Julio García Espinosa vor kurzem ausführte — sagte Pino dort: „Es gibt Dutzende von Nationen und Völkern, die noch nicht ihre eigenen Bilder erzeugen", und an deren Stelle sehen sie „Bilder, Erinnerungen, Ästhetiken, Sprachen und Gesten, die ihnen fremd sind."

Frederik Jameson, der große US-amerikanische Denker, sprach über kulturelle Identität und symbolische Darstellungen; Lowy, über kulturellen Krieg, Widerstandserinnerungen, etc.

Ich möchte mich nicht ausdehnen, weil die Zeit knapp ist, aber Themen, wie ein alternatives Welthandelsschema, das sich der Welthandelsorganisation entgegengestellt, oder ein Demokratisierungsprojekt der großen Medien, oder Vorschläge zur friedlichen und gerechten Lösung der bestehenden Kriegskonflikte, Demokratisierung der internationalen Organisationen, angefangen bei der UNO, waren Fragen, die das Forum behandelte, und auf diese Weise kann man sich der politischen Tiefgründigkeit bewußt werden, welche diese Art von Aktivitäten darstellen.

Das soziale lateinamerikanische, der Befreiung verpflichtete Gesellschaftsdenken ist bereits sehr stark und wächst. Der Imperialismus hat seinerseits seine Flaggen des Fortschritts verloren und hat seine Versprechungen aufgegeben, und dieser Verruf ist immer größer, weil es sich nicht nur um Kriminalität und Hochmut handelt; es ist die Natur selbst des heutigen Imperialismus, die ihn dazu führt, die Souveränität der Völker und seine eigenen demokratischen Beherrschungsformen anzugreifen. Weder für einen großen Teil seiner Arbeiter, die er ausgebeutet hat, noch für einen großen Teil der Bevölkerung des Planeten, noch für den Umweltschutz ist er zumutbar.

Kuba ist ein tastbares Beispiel dafür, daß eine Gesellschaft auf andere, auf menschliche und solidarische Art und Weise leben kann, und das ist eine große Hoffnung für jene Intellektuellen, die sich gegenüber ihren Völkern verpflichtet fühlen. Es ist notwendig, daß wir unsere Bündnisse des Austausches und Kennenlernens, der Diskussion unserer Ideen, und der Solidarität gegenüber unserem gemeinsamen Gegner enger gestalten.

Ich glaube, daß wir kubanischen Intellektuellen privilegierte Bedingungen haben, um die Aufgabe voranzubringen, um die uns Frau Dr. Pogolotti beim Erweiterten Nationalrat vom UNEAC bat, und zwar das soziale Denken und Ideen, die heute so dringend gebraucht werden, zu entwickeln, um den Widerstand zu vertiefen, und die Offensive im kulturellen Krieg gegen den Faschismus, gegen den Imperialismus und gegen den Kapitalismus zu ergreifen.

Randy Alonso.- Das ist der Ausdruck des Bestens — von der Denkweise her gesehen — der Intelligenz aus Lateinamerika und aus der Welt, welche Alternativen zum der Welt auferlegten wilden Kapitalismus sucht, und auch den ideologischen Richtlinien dieses universellen Faschismus, den man aufzuzwingen beabsichtigt, die Stirn bietet.

Die Kultur, die Kunst sind die beste Waffe, der Barbarei zu begegnen.

Heute, wenn die kubanischen Künstler und Schriftsteller ihre Stimmen gegen den diktatorischen Neofaschismus erheben, apelliert unser Podiumsgespräch an die besten Gefühle des Menschen, und zwar mittels der Stimme von Silvio Rodríguez, der uns die Ehre der Uraufführung des Videos seiner schon unaufschiebbaren Verabredung mit den Engeln (Cita con los ángeles) erwies.

SEIT WEIT ZURÜCKLIEGENDEN ZEITEN

FLIEGEN DIE SCHUTZENGEL

IMMER AUF IHRE GELÜBDE BEDACHT

GEGEN UNGERECHTIGKEITEN UND AUSSCHREITUNGEN

AN DER SEITE DER KINDERWIEGEN

AN DER SEITE DER TRAURIGEN STERBENDEN

MAN SAGT, DASS VOR DEN HEIDEN

WESEN MIT FLÜGELN EINER ANDEREN WELT.

WENN DIESER ENGEL DEN HIMMEL DURCHQUERT

GIBT ES NICHTS, WAS DEM ÄHNELT

DAS ENDE SEINES HEILIGENFLUGES

IST EINES KETZERS URTEIL

LASS DICH WEDER ABLEHNEN, NOCH AUFHALTEN

JETZT IST ALLES UNGELEGEN

ER FLIEGT RICHTUNG BLUMENFELD

WO DER SCHEITERHAUFEN AUF BRUNO WARTET.

ES SPRINGT DER ENGEL AUS DER HÖHE

IM FREIEN FALL, DASS ES EINEM DEN RÜCKEN HINUNTER LÄUFT

DER BEFEHL SEINER OBERHAUPT ER IST ES

BIS DOS RIOS HINUNTER ZU STEIGEN.

ES IST DER 19. UND MAI

EIN BERG VON SCHAUM UND MUTTERGEBIRGE

ALS EIN ANDERER REITENDER ENGEL

„MIT DEN ARMEN DER WELT FÄLLT.

MAN SAGT, DASS AM UFER VOM TEICH

EIN GNÄDIGER GROSSER ENGEL VOR DEM MOND VORBEIKAM

DIE OLIVENBÄUME ÜBERFLIEGEND

MAN SAGT, DASS MAN AUF BÖSARTIGE WEISE

AUF SEINEN FÄCHER SCHOß

ZUR SELBEN ZEIT ALS IN SPANIEN

FEDERICO ERMORDET WURDE.

EIN SCHÖNER ERZENGEL FLATTERT,

NEBEN EINEM GROßEN EISENVOGEL

ER BEMÜHT SICH, DAß EIN MENSCH IHN SIEHT,

UM HUNDERTTAUSEND VERBANNUNGEN ZU VERSCHEUCHEN

ABER DER ERZENGEL KOMMT AUßER ATEM,

UND EIN BLAUER FLÜGEL WIRD WUND

UND DER SCHWARZE VOGEL MACHT DEN MUND AUF

ALS HIROSHIMA DURCHBOHRT WIRD.

ÜBER MEMPHIS-TENNESSEE

FLOG EILIG EIN GEFLÜGELTES WESEN

MIT UNGESTÜM VORBEI

ER TRUG TRAUERKLEIDUNG

DER CHERUB FLOG WEINEND

ER ZÄHLTE DIE MINUTEN

VON GOTT UND MARTIN LUTHER KING.

DER ENGEL FLIEGT ÜBER EINE BRÜCKE

DANN UMFLIEGT ER EINEN WOLKENKRATZER

DER ZENTRALPARK VOLLER LEUTE

BEMERKT SEINEN FLUG NICHT

WIEVIEL UTOPIE WIRD GEBROCHEN WERDEN,

UND WIEVIEL VORSTELLUNGSKRAFT

ALS AM EINGANG VON DAKOTA

DIE KUGELN JOHN UMWERFEN.

DER SEPTEMBER HEULT NOCH

SEINEN SCHAURIGEN DOPPELTEN SALDO

ALLES GESCHIEHT AM GLEICHEN TAG

DANK EINES ÄHNLICHEN HASSES.

DER GLEICHE ENGEL, DER DORT IN CHILE

DEN PRÄSIDENTEN BOMBARDIEREN SAH,

SIEHT DIE ZWILLINGSTÜRME MIT TAUSENDEN

UNVERGEßLICH FALLEND.

ENTSETZT NEHMEN DIE CHERUBS

DEN HIMMEL VON DER ERDE

UND MIT IHREN STIFTEN AUS WOLKEN

MALEN SIE DEN KRIEGEN GÖTTER

DIE WELT FÜLLT DIE BALKONS

UND RUFT ENDLICH AUS:

„DAS IST MEIN KAMPF."

ABER DER HERR DER KANONEN

GUCKT NICHT DEN HIMMEL AN

UND HÖRT AUCH NICHT AUF IHN.

ARME NOTENGEL

DIE NIE UNS ZU RETTEN KOMMEN

SIND SIE UNFÄHIG?

ODER GIBT ES KEINE ART UND WEISE, UNS ZU HELFEN

UM IHNEN MEHR SCHMERZEN ZU ERSPAREN

UND RECHNUNGEN VOM PSYCHOANALYSTEN

SEIEN WIR EIN BIßCHEN BESSER

UND VIEL WENIGER EGOISTISCH.

SEIEN WIR EIN BIßCHEN BESSER

UND VIEL WENIGER EGOISTISCH. (*)

(*) - Freie Übersetzung des Textes

Randy Alonso.- Verabredung mit den Engeln, ein Aufruf an das Beste des Menschens, bei dem Silvio Rodríguez die Willenskraft von Frank Fernández, Leo Brower, Chucho Valdés, José María Vitier, Juan Formell, Tatagünies, Niurka González, Noel Nicola, Vicente Feliú und Amaury Pérez vereinte, der uns heute auch im Studio begleitet.

Die Notengel, die es nie geschafft haben, uns zu retten, wie Silvio sagt. Damit diese Notengel die Welt doch retten können, hat die kubanische Intelligenz einen Aufruf an alle Künstler und Schriftsteller der Welt zur Gründung einer antifaschistischen Front erlassen, innerhalb der ab jetzt viel zu tun ist, und ich möchte, daß Carlos Martí am Ende unseres Podiumsgesprächs unser Volk darüber in Kenntnis setzt.

Carlos Martí.- Der Beitrag von Fernando bringt mir vieles in Erinnerung, weil das Forum von Porto Alegre tatsächlich eine sehr wichtige, starke Erfahrung war, um uns klar zu werden, daß wir eine außerordentliche Gelegenheit haben, um eine antifaschistische Front zu bilden. Es ist ein Bewußtsein vorhanden, die Intellektuellen haben die Rolle, die ihnen in der Gesellschaft zusteht, zurückgewonnen und arbeiten fest daran, — wie im Dokument von der UNEAC festgehalten ist —, ein Bürgerverhalten, eine Verpflichtungsbereitschaft zu verwirklichen, damit die Ziele erreicht werden, die dem jetzigen Kampf gegen die neofaschistischen Ideen und Praxis dienen.

Ich bin der Meinung, daß wir in Kuba, außerdem, das Privileg haben, in der Avantgarde der Intellektuellen und Künstler einig zu sein. Wir haben in eine diesem Sinne starke Organisation und können wirklich nicht nur unsere, sondern auch andere Organisation mobilisieren, die mit der intellektuellen Arbeit zu tun haben.

Wir bekommen gerade Bestätigungen darüber, daß der kubanische Journalistenverband sich uns anschließt, ebenfalls die Gesellschaft der Pädagogen von Kuba. Wir haben diese Botschaft anderen wissenschaftlichen Gesellschaften übermittelt. Mir scheint, daß sämtliches Talent mobilisiert werden muß, jeder, der zum Start dieser Front beitragen kann. Das ist eine Front, mit der wir die Welt aufrufen werden, sich der Bewegung gegen den Faschismus anzuschließen.

Es gibt viele Dingen, die wir tun müssen.

Ich habe neue Nachrichten in diesen Pressemitteilungenn. Diese kommt aus Lateinamerika und bezieht sich auf eine internationale Front von Intellektuellen gegen den Krieg. Hier habe ich einen Brief vorliegen, der vor kurzem von einer Gruppe der wichtigsten mexikanischen Intellektuellen zum Fall der Menschenrechtskommission unterzeichnet wurde, der aber selbstverständlich steht im Einklang mit dem gegenwärtigen Kampf gegen den Neofaschismus steht, und es unterchnen ihn die wichtigsten mexikanischen Intellektuellen. Das heißt, daß wir außerordentliche Bedingungen haben.

Im Nationalrat konnten wir einige Ideen zur Einrichtung dieser Front und ein Arbeitsprogramm austauschen, und wir werden uns für sehr konkrete Aufgaben einsetzen. Ich möchte einige erwähnen.

Wir arbeiten am Abbau dieser neofaschistischen Doktrin. Wir werden unsere Ideen der Welt bekanntgeben und Kontakte mit allen denjenigen aufnehmen, die Bestandteil dieser Front sein können.

Der Aufruf wurde in sieben Sprachen übersetzt und an Parlamente, Universitäten, Organisationen von Intellektuellen, Websites verteilt, und wird weiter verteilt werden.

In der Tat haben wir schon eine gewisse Rückwirkung. Zum Beispiel ist in El Mundo (Die Welt) von Spanien praktisch das ganze Dokument zitiert worden.

Randy Alonso.- Und in der Tageszeitung El País, von Spanien wird es auch veröffentlicht.

Carlos Martí.- Und in der Tageszeitung El País, von Spanien auch, obwohl sie das mit anderen Sachen vermischen.

Randy Alonso.- Einige lateinamerikanische Zeitungen haben ebenfalls diesen Aufruf wiedergegeben.

Carlos Martí.- Das spornt uns wirklich an, weil wir wissen, daß wir weiter mit unserer Aufgabe, der Wahrheit den Weg zu bahnen, voranschreiten werden können.

Randy Alonso.- Sie haben auch über eine Website gesprochen.

Carlos Martí.- In den nächsten Tagen werden wir in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Kultur eine Website. Das ist eine Website für Intellektuelle und Künstler gegen den Faschismus, damit wir dort Emails und Informationen erhalten, uns ständig aktualisieren und jeden, der an dieser Front teilnehmen möchte, mobilisieren können.

Wir müssen wirklich alle Kollegen der Welt und die Menschen guten Willens mobilisieren. Wir werden das mit Standhaftigkeit durchsetzen, wir werden täglich daran arbeiten, um dieser mediatischen Manipulierung entgegen zu wirken.

Der Kampf gegen den Neofaschismus im Medienbereich ist so wichtig, weil wir im Fall des Krieges gegen das irakische Volk sehen, wie jener genutzt wird, um das Vietnam-Syndrom aus der Erinnerung des US-amerikanischen Volkes zu löschen. Das bedeutet, daß ein wirklich faschistischer Propaganda- und Desinformationsplan im Gang ist.

Wir bemühen uns mit aller Kraft. Es gibt viele Gedanken. Es werden neue Veröffentlichungen organisiert; wir mobilisieren uns, um an Foren teilzunehmen, Dokumentation mit ähnlichen Fronten, die an verschiedenen Orten der Welt entstehen, auszutauschen. Die Universitäten sind grundlegende Zentren, um diese Art von Überlegungen anzustellen; selbstverständlich die Wissenschaftszentren auch.

Ich bin voll bewußt, daß diese und andere Maßnahmen ein unmittelbares Ergebnis bringen werden. Man muß schnell arbeiten, wir besitzen alle notwendigen Mittel. In unserem Land haben wir das erforderliche Talent, um eine antifaschistische Weltfront einzuberufen. Wir müssen das dringend tun, denn die Ereignisse überstürzen sich und die Zeit ist kurz, deswegen werden wir jeden Tag daran arbeiten, ein Bewußtsein herauszubilden und der Wahrheit den Weg zu öffnen.

Das ist unsere Pflicht, damit die Barbarei es nicht schafft, sich durchzusetzen und damit die menschliche Zivilisation, sowie das Licht ihrer bedeutendsten Geistigkeit gerettet werden können.

Randy Alonso.- Eine Schlacht, bei der auch um die Wahrheit Kubas gekämpft wird, damit sich die Wahrheit Kubas inmitten von so vielen mediatischen Lügen Bahn bricht und damit die kubanische Intelligenz, von ihren Positionen aus, die Position Kubas der Welt erklären kann und sie dient auch als Kampf- und Verteidigungsmittel der besten Ideen der menschlichen Kultur gegenüber den faschistischen Ideen, die man versucht, auf der Welt aufzuerlegen.

Auf diese Weise beenden wir unser Podiumsgespräch dieses Nachmittages. Ich möchte mich bei den berühmten Intellektuellen und Künstlern, die mich hier, oder im Studio begleitet haben, bei den Gästen, die bei uns gewesen sind, insbesondere beim Genossen Abel Prieto, Minister für Kultur, bedanken.

Werte Zuschauer und Zuhörer:

In den Doktrinen der Extremen Rechten verankert, die offen die Rolle der USA als Imperium aufruft, das dafür bestimmt wurde, die Schicksale der Welt nach den finstersten Ideen von Hitler und seiner faschistischen Clique zu gestalten, von einem Messianismus getrieben, der das „vorbestimmte Schicksal" wieder belebt, versucht die heutige US-amerikanische Verwaltung, eine faschistische Welttyrannei durchzusetzen.

Eine Regierung, die unter dem Gewand des Betruges zur Macht kam, hat sich der abscheulichen Ereignisse vom 11. September 2001 bedient, um zu versuchen, sich zu legitimieren und um zu versuchen, ihre vorbedachte Weltpolitik der Ausplünderung und Beherrschung durchzusetzen, die sich auf eine verheerende technologische, militärische, pseudokulturelle und mediatische Macht stützt.

Die militärische Invasion Iraks und die heutigen Drohungen gegen Syrien und andere Nationen sind brutaler Ausdruck der Doktrin des vorbeugenden Angriffes, die gestern von Hitler erklärt und heute von Bush wieder aufgenommen wurde.

Den neofaschistischen Absichten der gegenwärtigen US-amerikanischen Regierung gegenüber haben die kubanischen Schriftsteller und Künstler, nach dem Vorbild der intellektuellen Bewegung in den USA, Europa, Lateinamerika und in anderen Orten der Welt, proklamiert: Nicht in unserem Namen, und in dem von Millionen von Männern und Frauen, die auf den Straßen im Chor riefen: „Nein zum Krieg". Sie ihre Anklage wegen der extremen Gefahren, denen heute die Menschheit ausgesetzt ist, erhoben, und haben dazu aufgerufen, ausgehend vom Bewußtsein und von den Ideen eine große antimperialistische internationale Front zu gründen.

Gegenüber der universellen Barbarei, die man durchzusetzen versucht, erinnere ich mich an Fidel, als er uns darauf aufmerksam gemacht hat, „Ohne Kultur ist keine Freiheit möglich."

Recht guten Abend !