Reflexionen des Genossen Fidel

 

DIE KERNWAFFEN UND DAS ÜBERLEBEN DES HOMO SAPIENS

(ZWEITER UND LETZTER TEIL)

 

Am gestrigen Donnerstag war der Emeritus der Universität Ottawa Michel Chossudovsky Gastteilnehmer im Programm „Mesa Redonda“ des kubanischen Landesfernsehens, an dem er zusammen mit  Osvaldo Martínez, Direktor des Forschungszentrums über die Weltwirtschaft, teilnahm.

Es liegt auf der Hand, dass ich mit besonderem Interesse  seinen Beiträgen lauschte. Er sprach auf Spanisch und zeigte, dass er die von ihm behandelten Themen voll beherrscht. Er ist sehr gewissenhaft bezüglich der Bedeutung jedes Wortes, einschließlich der auf Englisch geprägten Sätze und Wendungen, um eine bestimmte Idee mit Genauigkeit auszudrücken, für die es im Spanischen keinen äquivalenten Ausdruck gibt.

Er sagte, dass in den Vereinigten Staaten eine systemische Krise entstanden ist, der diese nicht entkommen können. Sie versuchen, die Krise mit solchen Maßnahmen zu lösen, die die Ursachen für dieselbe gewesen sind. Er erläuterte, dass in jenem Land eine Verarmung aller sozialen Kategorien vonstatten gegangen ist, was die arbeitende Bevölkerung und die mittleren Schichten viel mehr beeinträchtigt, als die Klasse der Reichen. Die Regierung der Vereinigten Staaten fordert Maßnahmen der Enthaltsamkeit auf Weltebene und wendet aber angesichts der Notwendigkeit, die Militärausgaben zu finanzieren und die Banken zu retten, solche „Medikamente“ und „Rezepte“ an, die die Ursache der Krise gewesen sind.

Er hat bestätigt, dass der Krieg gegen den Iran seit 2003 vorbereitet wird, und dass dieser ebenfalls Russland, China, Nordkorea, Syrien, den Libanon und andere Länder dieser ausgedehnten Region bedroht.

Er übte energisch Kritik an dem Rechtfertigungsversuch der Einordnung der so genannten mini-niuk als taktische Atomwaffen aus und an der eindringlich verbreiteten Doktrin, die dieser Einordnung voranging, und die glauben machen wollte, dass diese Waffen den Zivilpersonen nicht schaden (safe for the surround civilian population, auf Englisch, wie er selbst erläuterte). Mit Ironie zeigte er auf, dass es unter den mini-niuk Bomben gibt, deren Sprengkraft von einem Drittel bis zum Sechsfachen jener Bombe schwankt, die Hiroshima zerstört hat.

Ich fahre sofort mit der Zusammenfassung des Vortrags des Akademikers Chossudovsky vor Studenten und Hochschullehrern der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Havanna fort:

„…ich möchte etwas erwähnen, das sehr wichtig ist […] jener Krieg ist kein Krieg, der Jobs schafft […]. Es ist wahr, dass der zweite Weltkrieg Jobs geschaffen hat; in Deutschland, unter dem Nazi-Regime […]. Das ist nur eine faktische Bemerkung. […] ebenso wurden in den Vereinigten Staaten zu Beginn des Zweiten Weltkriegs, der für sie im Jahr 1941 begonnen hat, Jobs geschaffen und das brachte unter der Regierung von Roosevelt den Aufschwung nach der Großen Depression. Aber jener Krieg (er bezieht sich hierbei auf einen Dritten Weltkrieg) ist nicht von der selben Art, es ist ein Hightech-Krieg und nicht ein Krieg der Montage von militärischem Material. Der Vietnamkrieg hat Jobs geschaffen und der Koreakrieg ebenfalls. Jener Krieg ist ein durch ein technisch sehr hoch entwickeltes Waffensystem gekennzeichneter, der in höherem Maße wissenschaftlich äußerst qualifizierte Arbeitskräfte verwenden wird, Ingenieure und ähnliches Personal… 

…jeder Student im ersten Studienjahr weiß, wenn Sparmaßnahmen auf Landesebene und im internationalen Maßstab auferlegt werden, - was auf den G-20-Gipfeln erfolgte und ebenfalls unter der Schirmherrschaft der Internacional Settlements Bank, welche die Zentralbanken vertritt – dass dort eine Art Konsens darüber besteht, dass zur Lösung der Krise Sparmaßnahmen eingeführt werden müssen, dass man aber ganz genau weiß, dass die Sparmaßnahmen keine Lösung für die Krise sind, sondern eine Ursache derselben, und dass diese in dem Maße, wie durch sie das Budget gekürzt wird, Ausgaben gekürzt werden und Kredite für kleine und mittlere Unternehmen gekürzt werden, die Arbeitslosenrate erhöht und das Arbeitsentgelt niederdrückt, was auf den größten Teil der europäischen Länder zutrifft.

In Spanien und Portugal liegt die offizielle Arbeitslosenrate in einer Größenordnung von über 20% und das Hauptproblem dort ist, dass die nicht nur auf Landesebene sondern in allen Ländern der Welt vorgeschlagene Lösung, die von diesem neoliberalen Konsens diktiert ist, darin besteht, dass Sparmaßnahmen eingeführt werden müssen…

…aber die Stagnation der zivilen Wirtschaft, die in erster Linie aufgrund des Transfers der Reichtümer erfolgt, und das nicht nur in den letzten Jahren, wir können sagen, seit Beginn der 80er Jahre, als  die so genannte Epoche der neoliberalen Politik begann, die ebenfalls zur Stagnation der zivilen Wirtschaft geführt hat  […] wenn wir von den Vereinigten Staaten sprechen, dann handelt es sich hierbei um Maßnahmen, die gegen Ende der Regierungszeit von Bill Clinton eingeführt wurden […] das Gesetz zur Modernisierung der Finanzdienstleistungen, die aber ein Finanzsystem geschaffen haben, dass nicht gesetzlich geregelt ist, dass in, sagen wir mal, halb-illegale Handlungen verwickelt ist. In gewisser Weise ist das eine Kriminalisierung des Finanzapparats, und dieses Wort habe nicht ich erfunden, es gibt viele Analytiker und Beobachter, einschließlich des Wall Street Journal, die von Kriminalisierung sprechen, denn es hat in den letzten Jahren Finanzbetrug gegeben, und diejenigen, die diesen Betrug begangen haben, werden jetzt nicht angerührt.

…eine Wirtschaftskrise, die meiner Meinung nach die schlimmste der Geschichte ist. Es gibt keinen Präzedenzfall, nicht einmal die 30er Jahre, die eine örtlich sehr eingegrenzte Krise darstellten, das war keine globale Krise als solche, es gab eine Dynamik in verschiedenen Ländern und Regionen der Welt.

…der Finanzkrieg ist sehr eng mit dem Krieg auf militärischem Gebiet verbunden, es gibt sogar Beziehungen zwischen der Weltbank und dem Pentagon. […] ehemalige Verteidigungsminister der Vereinigten Staaten werden zu Präsidenten der Weltbank […] die neue Weltordnung funktioniert über Mechanismen der finanziellen Manipulierung […] Regimewechsel, Destabilisierung von Regierungen und militärische Operationen verschiedener Art […] der Kapitalismus hat Einrichtungen, sowohl auf zivilem als auch militärischem Gebiet, die gemeinsam handeln, das ist sehr wichtig, und dahinter stehen Intellektuelle, die Thinks tanks von Washington, es gibt geheime Clubs der Eliten […] dieser Kriegsprozess, der die Menschheit bedroht, ist auf allen Ebenen der Gesellschaft wichtig.

…der Krieg wurde schon als eine kriminelle Handlung eingestuft, so besagt das Nürnberger Abkommen […] Er ist die schlimmste kriminelle Handlung. Der Krieg ist ein Verbrechen gegen den Frieden. […] wir besitzen Anzeichen dahingehend, dass diese Wirtschaftskrise zu einer Konzentration des Reichtums in wenigen Jahren geführt hat und zu einer Zentralisierung der wirtschaftlichen Macht ohnegleichen in der Geschichte […] diese Krise ist nicht etwas Spontanes, wie es die neoliberale Wirtschaftswissenschaft darstellt, sie ist das Ergebnis von Manipulation und Planung und schließlich gibt es gleichzeitig diesen militärischen Bestandteil.“

Mit diesen Worten schloss Chossudovsky seinen Vortrag ab und brachte seine Bereitschaft zum Ausdruck, Fragen zu beantworten: „…ich werde die Angelegenheit des Widerstands und wie jener Prozess umzukehren ist, der Debatte mit Ihnen überlassen“, sagte er.

Die Fragen der Studenten waren intelligent und seriös. Daraus werden nur wesentliche Ideen entnommen.

„Diskussionsleiter:  Ich glaube ich spreche im Namen aller Anwesenden, indem ich Doktor Michel Chossudovsky den Dank für seinen uns dargebrachten ausgezeichneten Vortrag ausspreche, was uns die Möglichkeit gegeben hat, noch mehr Bewusstsein über die Ursachen und Folgen der realen Gefahren zu gewinnen, die heute die Menschheit bedrohen…

…also gehen wir zu den Fragen über, die die Zuhörerschaft unserem Gast stellen möchte.“

„Ein Student: …wir würden gern ihre Ansicht kennen lernen […] bezüglich des Optimismus, mit dem in den Medien die Situation der jetzigen Krise in Lateinamerika dargestellt worden ist. Was ist Ihre Meinung über die Möglichkeiten, dieser Krise in der Region zu begegnen…?“

„Vielen Dank!“

„Michel Chossudovsky:  Die Karibik ist als eine Region ausgewiesen, die ebenfalls äußerst reich an Erdöl und Erdgas ist, und es sind nicht nur Venezuela und Kolumbien. Ehrlich gesagt gibt es Vorräte, die jenen bekannt sind, denn die Erdölunternehmen besitzen Information, die nicht öffentlich zugänglich ist; aber es ist offiziell, dass diese Region äußerst reich ist.

Die Situation in Haiti steht ebenfalls in Verbindung zu einem Projekt zur Eroberung von Ressourcen […] die vorhandene humanitäre Situation […] ermöglicht es dem Kapital, Zugang zu Mineralvorkommen und zu möglichen Erdölvorkommen in der Region zu haben. […] ich behaupte nicht, dass das der einzige Grund für die Militarisierung dieser Region ist. Der andere ist der Drogenhandel.

…es gibt Zielstellungen in geografischer und geopolitischer Hinsicht und in Bezug auf Ressourcen […] aber auch in Bezug auf den Drogenhandel, denn dieser ist eine sehr wichtige Quelle für das Kapital, um Gewinne zumachen.

…die beiden Achsen des Weltdrogenhandels sind einerseits Afghanistan und Pakistan, hier handelt es sich um Heroinhandel; und die andere Kolumbien, Peru und Bolivien. Die Beförderung erfolgt über Haiti und andere Karibikländer auf den US-amerikanischen Markt. […] Afghanistan ist ein äußerst reiches Land, es erzeugt jährlich circa 200 Milliarden Dollar Einnahmen durch den Heroin-Export; zumindest meinen Schätzungen nach. Seitdem die Streitkräfte der Vereinigten Staaten nach Afghanistan gekommen sind, hat sich die Heroin-Erzeugung um das 30igfache erhöht. Nun gut, das war ein Einschub zu dieser Frage. 

Die Militarisierung jener Region und die in Ecuador, einer Erdölmacht, durchgeführten Aktionen, Venezuela, eine Erdölmacht; Mexiko, ebenfalls eine Erdölmacht. Sie alle sind Länder, die eine strategische Funktion innerhalb des geopolitischen wirtschaftlichen Rahmens der Vereinigten Staaten innehaben.“

„Ein Student:  Ich bin Student der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften…

Ich habe folgende Frage: Ist die Globalisierung, so wie sie von den so genannten entwickelten Ländern verkauft bzw. dargestellt wurde, heutzutage machbar oder gibt es andere Alternativen, wie es der Fall der Integrationsgefüge ist? 

Vielen Dank!“

„Michel Chossudovsky: Es stimmt, das es so nicht machbar ist.

Die Globalisierung so, wie sie von den Machtzentren definiert wird, ist nicht machbar. Möglicherweise ist sie für einen Sektor machbar, für eine soziale Minderheit, die sich bereichert. Aber sie führt zur Verarmung, und das haben wir schon sehr gut dokumentiert. Das ist Bestandteil eines Prozesses, der die Entwicklungsländer in den letzten 30 Jahren beeinträchtigt hat, Sie können die Folgen in den Nachbarländern beobachten, die Verarmung, die es aufgrund dieses zerstörerischen Modells in Brasilien gibt, in Mexiko, in Peru. […] es gibt viele Länder, die ein ganz anderes Entwicklungsmodell vorgelegt haben, das ist der Fall in Jugoslawien.

…Jugoslawien hatte ein sozialistisches System, Marktwirtschaft, eine Mischwirtschaft mit einem hohen Lebensstand, soziale und Bildungs-Dienstleistungen, und was ist draus geworden?  Seit Beginn der 80er Jahre wurde das Land vollkommen zerstört und in wie viele  Länder zerstückelt? In ein halbes Dutzend. Warum? Weil Jugoslawien ein Modell hatte, eine Alternative, die nicht angebracht war.

…wir können die Erfahrungen von Lateinamerika betrachten: In Chile wurde eine Alternative aufgestellt, aber das war Anlass für einen Militärputsch und einen Destabilisierungsprozess, der von den Geheimdiensten der Vereinigten Saaten ausgeführt wurde, durch Sabotagen, durch Embargos und so weiter; denn ich habe diesen Putsch erlebt. 

Es gibt viele Beispiele: Tansania, in Afrika; Algerien, es gibt viele Länder, wo sie es ausprobiert haben; in Indonesien gab es in den 60er Jahren ebenfalls einen sehr bedeutsamen Prozess […] Im Jahr 1965 starben bei einem Militärputsch - erneut von der CIA unterstützt - über 500.000 Menschen in geplanten Morden und es wurde ein Militärregime aufgezwungen, das den Interessen der Vereinigten Staaten nachkam.

…man muss ein Modell einer wirtschaftlichen Gesellschaft ausarbeiten, das alternativ zum Weltkapitalismus ist, wir können das tun. Aber alle Alternativen, einschließlich des kubanischen Modells, sind Ziel von Sabotagen, von Embargos, von Maßnahmen der Destabilisierung, von Morden. So ist es wahrhaftig. 

…Irak st kein sozialistisches Land, aber ein Land, das eine gewisse Autonomie besitzt, es hat einen Staat, der nicht manipuliert werden möchte. Aber sie akzeptieren nicht einmal jenen Kapitalismus, der nicht ihrer ist.  So ist die Welt jetzt. Es gibt Länder, die kapitalistisch sind, aber Feinde der Vereinigen Staaten; China ist in gewisser Weise kapitalistisch; Russland ebenfall, aber jenen passt ihre Art des Kapitalismus nicht, und sie wollen auf militärischem Wege jeglichen Versuch gegen die wirtschaftliche und geopolitische Hegemonie der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten destabilisieren bzw. zerstören.“

„Ein Hochschullehrer:  Ausgezeichnet ihre Darlegung, ihr Vortrag. Früher hatte ich Angst vor dem Krieg, jetzt habe ich wirklich panische Angst vor ihm, nachdem ich Ihnen zugehört habe. Aber ich möchte Sie Folgendes fragen:

Es gibt heute noch US-Amerikaner die den Vietnamkrieg nicht kennen gelernt haben. Meine Frage geht also in folgende Richtung: Was kann Ihrer Meinung nach getan werden, um Bewusstsein im US-amerikanischen Volk zu erzeugen, um zu verhindern, dass ein Ereignis stattfindet, dass, wenn es entfesselt werden würde, wirklich unvorhersehbare wirtschaftliche, politische und soziale Größenordnungen erreichen würde?“

„Michel Chossudovsky:  Das ist die Hauptsache, an die wir denken. Es ist unsere Hauptbesorgnis. Über die Hälfte der Leser unserer Website Global Research sind aus den Vereinigten Staaten, ich würde sagen, die Mehrheit der Autoren ebenfalls. Die Sache ist die, dass die Lüge der Massenmedien zerschlagen werden muss, dass man einen Krieg gegen die Lügenquellen führen muss; denn wenn die Bevölkerung der Vereinigten Staaten die Wahrheit weiß, dann fällt die Macht, die Legitimität ihrer Führungskräfte von einem Tag auf den anderen zusammen.  Und das, was in den Vereinigten Staaten besteht, sind Massenmedien, sowohl das Fernsehen als auch die Printmedien und ebenfalls Internet, die eine äußerst tendenziöse Sicht übermitteln.

…aber durch diese Inquisitionsdiskurse akzeptieren sie die Falschheit, akzeptieren sie die Lüge, und wenn erst einmal die Lüge zur Wahrheit geworden ist, dann kann man wirklich keine Überlegungen mehr anstellen, dann hört die Debatte auf. Es ist Teil einer Kriegspropaganda für alle Gesellschaftsebenen, dass das Gesicht jenes Krieges nicht bekannt sein soll. Die Anzahl der toten Zivilopfer in Irak beträgt 2 Millionen - unseren Schätzungen zufolge, aus solch anerkannten Quellen entnommen wie der Johns Hopkins School of Public Health, deren Angaben zufolge sind es 2 Millionen tote Zivilopfer, seitdem sie im Jahr 2003 in das Land gekommen sind; es sind 4 Millionen Tote im Kongo; ein Viertel der Bevölkerung von Korea starb aufgrund von Bombardements während des Koreakriegs. Diese Realitäten sind bekannt, sind aber nicht der breiten Öffentlichkeit bekannt. […] Es gibt eine Zensur, mehr als eine Zensur ist es eine Manipulation der Information. […] wir müssen den Krieg bis in die Massenmedien bringen, das ist grundlegend wichtig. Wir müssen Netzwerke gegen den Krieg in allen Gemeindebezirken der Vereinigten Staaten, in Kanada und überall auf der Welt einrichten; wir müssen Debatten führen, Kenntnisse haben, denn wir haben eine intelligente Bevölkerung, die aber unter dem ständigen Druck des Konformismus gegenüber einer Regierung steht, die ihnen die Wahrheit liefert, aber diese Wahrheit ist Lüge. 

…Ich werde mich bemühen, mich bei meinen Antworten kürzer zu fassen, aber die Fragen sind sehr stichhaltig und manchmal geht das nicht.“

„Eine Studentin:  Ich würde gern wissen, ob es machbar ist oder nicht, einen technologischen Wechsel zugunsten der sauberen Technologien zu erreichen, die in der Lage sind die jetzige ökologische Krise zu stoppen.“

„Michel Chossudovsky: Ja, es ist wahr, dass das eine grundlegende Frage auch in unseren Gesellschaftsordnungen ist, aber es gibt eine Verzerrung der Umweltrealitäten, mit der jenen wirtschaftlichen Interessen nachgekommen wird, die die wichtigsten Akteure bei der Zerstörung der Umwelt sind.

…das Desaster der British Petroleum im Golf von Mexiko. Es ist eine Mittäterschaft seitens des US-Staates vorhanden, das heißt von Washington, und zwar dadurch, das vertuscht wird, was in Realität dort geschehen ist. Es existiert die Bedrohung für die Fauna, für das gesamte Leben im Meer in der gesamten Küstenregion der Vereinigten Staaten und darüber hinaus. Diese Wahrheit wurde vertuscht. 

Und es ist ebenfalls bedeutsam, um dieses Ereignis, diese Umweltkrise mit dem Krieg in Verbindung zu bringen, dass die British Petroleum im Mittleren Osten und im militärischen Projekt verwickelt ist, einerseits in Unannehmlichkeiten, und sie ist verantwortlich für die schlimmste Umweltkrise der Geschichte des Kontinents.“

„Eine Hochschullehrerin:  Sie haben eine sehr kurz gefasste Analyse über die Wirtschaft der Vereinigten Staaten unterbreitet. […] diese Wirtschaft ist weiterhin jene Wirtschaft, die die Dynamik der Weltwirtschaft bestimmt. […] meine Frage geht darauf hinaus, ihre Überlegungen darüber kennen zu lernen, ob sie weiterhin diejenige sein wird, die die Dynamik der Weltwirtschaft bestimmen wird […] oder ob solche Länder wie China oder die so genannten Schwellenländer dazu übergehen können, diese Rolle zu übernehmen, die heute die Vereinigten Staaten innehaben.“

„Michel Chossudovsky: Schauen Sie, die so genannte Dynamik der Wirtschaft, die Führungsrolle seitens der Vereinigten Staaten vom wirtschaftlichen Standpunkt aus gesehen, beruht nicht auf deren Leistungsfähigkeit auf Produktionsebene  […] in den letzten 30 Jahren wird nach und nach fast die gesamte gewerbliche Wirtschaft geschlossen, es gibt keine Montage mehr, es gibt eine geringe Produktion, es ist eine Dienstleistungswirtschaft, es gibt diese ganze Frage der Kontrolle des geistigen Eigentums. Es ist eine Steuereinnahmen-Wirtschaft, eine Wirtschaft, wo der Großteil dessen, was verbraucht wird, in China produziert worden ist.

…die Vereinigten Staaten besitzen eine größere Wirtschaft als die von China, aber es ist eine größere Wirtschaft als die von China, die nichts produziert, und das BIP ist, wie uns perfekt bekannt ist, ein Maß des hinzugefügten Mehrwerts.  Es ist eine Tatsache, dass in den Vereinigten Staaten ein Großteil des BIP auf den Importen aus China beruht.

Der Mechanismus ist sehr einfach: jemand wird Oberhemden importieren – ich nenne Preise, die annähernd den realen entsprechen – ein Dutzend Hemden guter Qualität kosten 36 Dollar. Das sind Angaben der 90er Jahre, jetzt ist es weniger. […] ein gutes Oberhemd kostet drei Dollar in der Fabrik; es kommt in die Vereinigten Staaten und kostet 30, 40, 50. Und wie hoch ist die Zunahme des BIP in den Vereinigten Staaten? Dreißig minus drei, d.h. 27 Dollar, die dem BIP hinzugefügt werden, ohne dass es irgendeine Produktion gibt. […] Das Wachstum kann erfolgen, ohne dass es eine Produktion gibt, denn das ist das Merkmal eines Staates mit einer imperialen Wirtschaft, dass die Produktion in seinen Kolonien bzw. Halbkolonien stattfindet. 

…die Vortäuschung, die größte Wirtschaft der Welt zu sein, beruht auf der Tatsache ihrer militärischen Macht […] das ist die Hauptsache hierbei. […] Die Produktivkräfte der Vereinigten Staaten sind äußerst schwach und das können wir an den Bankrotts der Unternehmen sehen, der Arbeitslosigkeit usw., usf.“

„Ein Student:  …ich möchte ihrer Haltung Anerkenntnis zollen, denn es ist für uns ungewöhnlich, jemanden mit einer Herkunft wie Sie zu erleben, wie er so stark das kapitalistische System kritisiert, wie Sie es getan haben. Ich bin der Meinung, dass das etwas ist, dass eine Anerkennung verdient.

Vom marxistischen Standpunkt aus ist man der Meinung, dass es sich um eine systemische Krise handeln und nicht um eine Konjunkturkrise.

Wie stark ist Ihrer Meinung nach die reale Fähigkeit der Weltöffentlichkeit und jenes Bewusstseins, das in der US-Bevölkerung geschaffen werden könnte, um einen atomaren Konflikt zu verhindern, wenn man den starken Druck berücksichtigt, den die zahlenmäßig geringen Machtkreise, von denen in letzter Zeit gesprochen wurde, ausüben?“

„Michel Chossudovsky:  …es ist eine systemische Krise, aber sie kann nicht mit jenen im Das Kapital aufgestellten Richtschnüren eingeordnet werden. Die marxistische Methodologie trägt dazu bei, sie zu verstehen, denn das beruht auf Klassenkonflikten. Aber es gibt jetzt eine äußerst andersartige Architektur als jene, die Mitte des 19. Jahrhunderts vorhanden war […] als Wirtschaftsfachleute können wir es nicht strikt mit einem Modell formalisieren, wir müssen den institutionellen Charakter berücksichtigen, die Beziehungen zwischen finanziellen Tätigkeiten einerseits, mit verdeckten Operationen.

…Die CIA ist eine Körperschaft in Wall Street, eine der wichtigsten; […] sie unterhält Joint Venture mit einer bedeutenden Anzahl von Finanz-Körperschaften. […] da die CIA die Fähigkeit besitzt, die Ereignisse vorauszusehen, kann sie auf dem Spekulationsmarkt operieren…

…die Charakterisierung dieser systemischen Krise ist äußerst wichtig, aber wir müssen die Funktionsweise des Kapitalismus formalisieren, seinen institutionellen Rahmen, seine geheimen Körperschaften, die verdeckten Operationen, sowohl auf den Finanzmärkten wie auf geopolitischem Gebiet, die Funktion der Militärs, die Entscheidungen der Thinks tanks von Washington und die Einrichtungen des Staates, und auch identifizieren, welches die Akteure sind. 

Die zweite Frage liegt, meiner Meinung nach, ungefähr auf der gleichen Linie, wie die vorangegangenen, die Notwendigkeit, die öffentliche Meinung zu ändern; aber meine Antwort lautet, dass jener Konsens abgebaut werden muss, den jenes System verficht, und der eine Lüge ist. […] es gibt verschiedene Verhaltensweisen in den kapitalistischen Ländern, engagierte Leute, die gewöhnlicherweise sagen: ‘wir wollen ein Ersuchen vorbringen, bitte, Präsident Obama, könnten Sie nicht aufhören, den Krieg in Afghanistan zu machen’, sie stellen das ins Internet, ‘unterschreiben Sie bitte, wir werden eine Schreiben an Herrn Obama richten, usw., usf.’; das bringt nichts, denn das bedeutet, den Konsens zu billigen, es ist eine Billigung des Präsidenten, der einer jener Faktoren dieser Inquisition ist, welcher zerschlagen werden muss.

…man spricht von der spanischen Inquisition, historisch gesehen war es eine vollkommen verrückte Sache; aber noch verrückter ist es, Folgendes zu sagen: wir bekämpfen Bin Laden und Sie müssen uns unterstützen, und wenn Sie uns nicht unterstützen, dann sind sie ebenfalls ein Terrorist. 

Vor ein paar Wochen hat das FBI militante Kriegsgegner verhaftet und sie beschuldigt, mit Bin Laden zusammenzuarbeiten. Es ist in den Tageszeitungen der Vereinigten Staaten enthalten, und schließlich ist das  etwa die Dynamik, die öffentliche Meinung zu ändern, es ist eine Dialektik, und jener, von ihnen aufrecht erhaltene Diskurs, der dem Krieg und dem Wirtschaftsprojekt Legitimität verleiht, muss abgebaut und umgekehrt werden. Und die Lüge, indem zum Beispiel gesagt wird: Die Krise ist bereits zu Ende.

Im Wall Street Journal steht:  ‘Die Krise wird schon im Januar 2011 zu Ende gehen’, niemand antwortet ihnen, auch nicht die Ökonomen. Dieses Ritual der Billigung, denn man akzeptiert dies nicht aufgrund von fehlenden Kenntnissen, man billigt es, weil es etwas ist, was alle billigen. Und dieses Ritual der Billigung des Konsens, der von der politischen Macht und auch von den Finanzmärkten ausgeht, muss gebrochen werden.“

„Eine Studentin: Eine nachhaltige Entwicklung ist für mich absolut unvereinbar mit dem Krieg, denn es gibt nichts Zerstörerischeres für die gesamte Menschheit als alle diese letzten Kriege; nicht jener, der ausgelöst werden kann, sondern alle diejenigen letzten Kriege, die die Vereinigten Staaten durchgeführt haben. 

…man drängt uns, dass es eine menschliche Entwicklung geben muss, dass wir den Einfluss der Kommunen, der Gebiete erhöhen müssen. Ich würde gern wissen, wie sie diesen Diskurs bewerten. Wie objektiv ist er für unsere Länder?“

Michel Chossudovsky:  Ich stimme mit der realen Zielstellung der nachhaltigen Entwicklung überein, aber man muss ein bisschen das Wortspiel hinter dieser Zielstellung sehen. Diese Zielstellung wurde von einigen Umweltorganisationen formuliert, so z. B. von Greenpeace, WWF, […] ich kritisiere diese Organisationen nicht, aber wenn sie die verschiedenen durchgeführten Umwelt-Gipfeltreffen betrachten, das Soziale Weltforum, die parallelen Gipfel der Völker zum G-7, zum Beispiel, oder zum G-20, dann wird fast nie von den Auswirkungen des Krieges auf die Umwelt gesprochen. Sie gehen dorthin, ihre Arbeiten darzulegen, die Umweltverschmutzung in der Stadt, die globale Erwärmung, aber bezüglich dieser Gipfel ist es so, dass die NGOs des Westens nicht über den Krieg sprechen und nicht über die Auswirkungen des Krieges auf die Umwelt, was fundamental ist.

Ich bin bis 1999 zu den sozialen Gipfeltreffen gegangen, und ab jenem Zeitpunkt, als ich über den Krieg in Jugoslawien gesprochen habe, hat man mich nicht wieder eingeladen. Es ist möglich, dass man irgendwo in einem Workshop über den Krieg spricht, aber der Krieg ist nicht Bestandteil der Debatte bezüglich des  ‘Eine andere Welt ist möglich’. Nein, diese „Mundialismo“-Doktrin, die diese sozialen Bewegungen ausgezeichnet hat – ich kritisiere sie nicht, ich glaube, dass es sehr gute Leute in diesen Gruppen gibt - aber es ist eine Dynamik vorhanden und auch an der Spitze dieser Organisationen gibt es etwas, was nicht im Einklang steht. […] wir können nicht eine Globalisierungs-feindliche Bewegung haben, die nur bestimmte Aspekte beleuchtet, ohne den geopolitischen Rahmen zu berücksichtigen. […] die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten… im Krieg befindlich während eines Großteils einer Zeit, die wir als Nachkriegszeit bezeichnen, d.h. das letzte halbe Jahrhundert ist von militärischen Operationen, Kriegen, Interventionen seitens der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten gekennzeichnet, und das hat meiner Erfahrung gemäß nicht als Motiv zur Debatte oder zum Austausch gestanden bei den verschiedenen Weltforen, wo die nachhaltige Entwicklung als eine Verhaltensregel präsentiert wird.“ 

Mit diesen Worten schloss er seinen Beitrag an der Universität Havanna ab, der lebhaft von den Studenten der Wirtschaftsschule, ihren Dozenten und anderen an jenem Tage im Theatersaal „Manuel Sanguily“ Anwesenden applaudiert wurde.

Noch vor irgendeinem Treffen  meinerseits mit Professor Chossudovsky war spontan eine große Übereinstimmung  nicht nur bezüglich der Gefahren eines Konflikts zustande gekommen, der unvermeidbar zu einem globalen Atomkrieg werden würde, sondern ebenfalls bezüglich der Notwendigkeit, die Weltöffentlichkeit angesichts dieser dramatischen Gefahr zu mobilisieren.  

Außer den Atomwaffen gibt es die kybernetischen Waffen. Ein weiteres Ergebnis jener Technologie, die, in den militärischen Bereich übertragen, droht, zu einem weiteren schwerwiegenden Problem für die Welt zu werden. 

Die US-Streitkräfte besitzen circa 15.000 Nachrichtennetze und sieben Millionen Computer, wie die Journalistin Rosa Miriam Elizalde auf der Website CubaDebate berichtete.

Sie sagte dort ebenfalls, dass „Keith Alexander, – ein General mit vier Sternen, der die kybernetischen Angriffe mit denen der Massenvernichtungsmittel verglichen hat -versichert hat, dass die Vereinigten Staaten die offensive Anwendung dieses neuen Kriegskonzepts vorhaben, ohne auf die Meinung ihrer Verbündeten auf der Welt Rücksicht zu nehmen. Sie könnten sogar Netzwerke ihrer Verbündeten ohne Vorwarnung angreifen, wenn sie der Meinung wären, dass von irgendeinem aus ein Angriff vonstatten gehen könnte oder ausgelöst wurde.“  

Ich bitte die Leser um Entschuldigung wegen der Länge der beiden Teile dieser Reflexion. Es bestand nicht die Möglichkeit, es kürzer zu fassen, ohne den Inhalt zu beeinträchtigen. 

Erlauben Sie mir zu sagen – ich habe es nicht vergessen – dass wir heute des 43. Jahrestages des Todes von Che gedenken und vor zwei Tagen des 34. Jahrestages der brutalen Ermordung durch die Yankees der kubanischen Mitbürger und anderer Passagiere unseres Zivilflugzeugs in Barbados gedacht haben.

Ewiger Ruhm für sie!

 

Fidel Castro Ruz

8.Oktober 2010

20:35 Uhr